Agenten-Austausch: Kinder der Spione ausgeflogen

Agenten-Austausch: Kinder der Spione ausgeflogen
Agenten-Austausch: Kinder der Spione ausgeflogen(c) REUTERS (Str)
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Die Kinder der in den USA aufgeflogenen russischen Agenten sind wie ihre Eltern nach Russland gebracht worden. Die zehn Agenten wurden in Wien gegen vier West-Spione ausgetauscht.

Die Kinder der in den USA enttarnten russischen Agenten sind nach Angaben der US-Behörden nach Russland gebracht worden. "Die Kinder sind allesamt zurückgeführt worden", sagte US-Justizminister Eric Holder am Sonntag dem US-Sender CBS. Dies sei "in Übereinstimmung mit den Wünschen ihrer Eltern" geschehen. Einige der Kinder seien bereits alt genug gewesen, um selbst zu entscheiden.

Der Minister bestätigte, dass einige der Kinder in den USA geboren wurden und demzufolge die US-Staatsangehörigkeit besitzen. Ihre Eltern hätten allerdings gewünscht, dass sie nach Russland kämen.

Wie viele Kinder zurückgebracht wurden, ließ Holder offen. Medienberichten zufolge sollen die insgesamt zehn in New York, Boston und Virginia festgenommenen Agenten, die teils als Ehepaare in den USA lebten, insgesamt sieben Kinder haben.

Der russische Spionagering war Ende Juni aufgedeckt worden. Am Freitag wurden die Agenten in Wien gegen vier zuvor in Russland inhaftierte mutmaßliche Spione im Dienste des Westens ausgetauscht. 

Agenten beginne abgeschirmt neues Leben

Nach dem Austausch hat das Rätselraten um das Schicksal und den Aufenthaltsort der Agenten begonnen. Zwei der insgesamt vier von Moskau an die USA übergebenen Russen sind offenbar bei einem Zwischenstopp in Großbritannien von Bord gegangen.

Der russische Waffenexperte Igor Sutjagin rief seine Frau aus einem Hotel in einer namentlich nicht genannten kleinen Stadt nahe London an, wie dessen Bruder Dmitri am Samstag der Nachrichtenagentur AFP sagte. Er habe kein Geld, kein Visum und trage noch die russische Gefangenenkleidung. Sutjagin war 2004 wegen Weitergabe von Geheimunterlagen an eine Tarnfirma des US-Geheimdienstes CIA zu 15 Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Britischen Medien zufolge wurde auch Sergej Skripal, der als früherer Oberst des russischen Militärgeheimdienstes für den Westen spioniert haben soll, in Großbritannien abgesetzt.

Die frühere Sicherheitsberaterin unter der US-Regierung von Ex-Präsident George W. Bush, Francis Townsend, sagte dem Nachrichtensender CNN, auf die in die USA zurückgekehrten Agenten warte nun eine Nachbesprechung ihres Einsatzes, die Wochen oder sogar Monate dauern könne. Anschließend werde der Geheimdienst ihnen neue Identitäten geben und ein neues Leben ermöglichen. Das russische Fernsehen berichtete, der in die USA ausgelieferte Agent Alexander Saporoschski werde künftig in seinem fast eine Million Dollar (790.000 Euro) teuren Anwesen im US-Bundesstaat Maryland leben.

Die von den USA freigelassenen russischen Agenten wurden indes laut der Online-Zeitung "Gaseta" in das Hauptquartier des Auslandsgeheimdienstes SWR gebracht. Medienberichten zufolge nahm mindestens eine Agentin, die 28-jährige Anna Chapman, Kontakt mit ihrer Familie auf. Sie habe vom Flughafen aus ihre Schwester angerufen und gesagt, dass alles in Ordnung sei, berichtete das Onlineportal lifenews.ru.

(Ag.)

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