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Warnung vor einer zweiten Viruswelle in den USA

Outbreak of coronavirus disease (COVID-19) in Atlanta, Georgia
Outbreak of coronavirus disease (COVID-19) in Atlanta, GeorgiaREUTERS
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Im Winter könnte Coronavirus erneut zuschlagen – zeitgleich mit der Influenza. Ein Worst-case-Szenario für Robert Redfield, den Chef des Seuchenkontrollzentrums in Atlanta.

Während sich zumindest in New York eine Entspannung der Coronakrise abzeichnet und landesweit eine Kontroverse über Lockerungsmaßnahmen tobt, schlägt der Chef des Seuchenkontrollzentrums CDC Alarm: Die USA müssten sich auf eine zweite Coronavirus-Welle im Winter einstellen, die das Land womöglich noch schlimmer treffen könnte, warnte Robert Redfield. Denn sie könnte gleichzeitig mit der jährlichen Influenza eintreffen und das Spitalssystem überlasten - ein Worst-case-Szenario.

„Das wäre wirklich, wirklich, wirklich, wirklich schwierig“: Das betonte Redfield in einem Interview in der „Washington Post“ über die etwaige Gleichzeitigkeit der beiden Infektionskrankheiten. Er riet daher dringend zu Grippeimpfungen. Zudem empfahl er weiterhin strikte soziale Distanz. „Die Proteste sind nicht hilfreich“, bemerkte er über die von Trump-Anhängern initiierten Kundgebungen für eine rasche Aufhebung der Quarantäne, wie sie derzeit mehrere US-Südstaaten einleiten.

Währenddessen steigt die Zahl der Infizierten in New Jersey und Kalifornien. Der Zenit ist in den USA – mit 830.000 Corona-Fällen bei 45.000 Toten – vielleicht noch gar nicht überschritten. Untersuchungen in Kalifornien, in Los Angeles und Santa Clara, ergaben, dass der Infektionsgrad der Bevölkerung 40- bis 50-fach höher ist als offiziell ausgewiesen. Eine Studie der Stanford University verzeichnete das erste Todesopfer an der Corona-Epidemie in den USA bereits Anfang Februar - drei Wochen vor dem ersten offiziellen Toten im Bundesstaat Washington. In Seattle war der erste Reisende aus Wuhan am 15. Jänner auf dem Flughafen registriert worden.

Verdopplung des Personals

Das Seuchenkontrollzentrum hat selbst seinen Sitz in Atlanta, Georgia – jenem Bundesstaat, der eine Vorreiterrolle bei der Lockerung spielt. Brian Kamp, der republikanische Gouverneur, erteilte Fitness-, Nagel- und Tattoo-Studios die Erlaubnis für die Öffnung bereits in dieser Woche. Am Montag folgen dann Kinos und weitere Geschäfte.

Redfield kündigte eine Verdopplung des Personals an. Die Immunologie erweist sich als einer wenigen Wachstumsbranchen in der Krise. Es sei unerlässlich, die Verbreitung des Virus zu verfolgen. Tom Friedan, sein Vorgänger als CDC-Chef, schätzt, dafür seien 300.000 Mitarbeiter im ganzen Land vonnöten - die überwiegende Mehrheit Freiwillige aus dem Peace Corps oder anderen Organisationen. Überdies versprach Redfield erste flächendeckende Tests in Seniorenheimen.

Kritik am CDC

Redfield zählt mit Anthony Fauci und Deborah Birx zu den Top-Experten im Krisenstab des Weißen Hauses. Zuletzt ist der 69-jährige Mediziner und sechsfache Vater mit dem charakteristischen Quäkerbart ein wenig von der Bildfläche der Pressebriefings Donald Trumps verschwunden. Das hat auch damit zu tun, dass das CDC selbst wegen fehlerhafter Tests in die Kritik geriet. Manche werfen dem CDC zudem vor, zu spät auf die Krise reagiert zu haben Derlei Anschuldigungen will Redfield nun mit seiner Warnung vorbeugen.

Anfang März hatte der Präsident dem Seuchenkontrollzentrum selbst eine Stippvisite abgestattet, als Zwischenstopp für einen Wochenend-Trip nach Florida in sein „Winter White House“ Ma-a-Lago in Palm Beach. Damals stilisierte er sich zum medizinisch beschlagenen Laien, verharmloste allerdings die Gefahr einer Epidemie.

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