Putin bei einer Videokonferenz
Russland

Wie der Kreml mit „Neusprech“ Krisen verharmlost

Nicht erst seit der Pandemie sind in der russischen Öffentlichkeit gefälligere Begriffe für Unglücke und Fehlentwicklungen im Umlauf. Der Kreml will Besorgnis zerstreuen und eine ihm gewogene Info-Atmosphäre schaffen.

Moskau. Vor ein paar Wochen, zu Beginn der Coronakrise, war in russischen Staatsmedien auffallend oft vom „chinesischen Coronavirus“ die Rede. Das erweckte bei vielen Bürgern den Anschein, dass das Virus weit entfernt sei oder dass es nur Asiaten befalle. Mittlerweile ist die Lage anders. Russland hat seit Montag mit mehr als 87.000 Fällen mehr Covid-19-Infizierte als China, das offiziell knapp 84.000 Fälle nennt. Fast 6200 Neuinfektionen zählte man gestern landesweit. Russland liegt damit im weltweiten Ranking an neunter Stelle.

Heruntergespielt wird die Coronakrise nun nicht mehr. Auch das Staatsfernsehen ruft die Bürger eindringlich zur „Selbstisolierung“ auf. Dieser Euphemismus umschreibt die umfangreichen Ausgangsbeschränkungen. Und vermutlich am heutigen Dienstag wird Präsident Wladimir Putin in einer TV-Ansprache die abermalige Verlängerung der „arbeitsfreien Woche“ mit Lohnfortzahlung bis Mitte Mai verkünden. Was ursprünglich eine Woche dauern sollte, wurde bereits auf einen Monat ausgedehnt. Ungesagt bleibt: Die Arbeitgeber müssen die Kosten tragen, der Staat springt nicht ein. Vielen Arbeitnehmern droht schlicht eine Kündigung.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.