Infektionszahlen sinken, Anschober: Mai "Monat der Entscheidung"

Gesundheitsminister Anschober bei einer der jüngsten Pressekonferenzen der letzten Tage und Wochen.
Gesundheitsminister Anschober bei einer der jüngsten Pressekonferenzen der letzten Tage und Wochen.APA/GEORG HOCHMUTH
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124 Menschen liegen derzeit mit Covid-10 auf der Intensivstationen. Gesundheitsminister Anschober appelliert an die Eigenverantwortung der Bevölkerung. Kritik an der neuen Verordnung kommt vom ÖVP-Wirtschaftsflügel.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sieht den Mai als "Monat der Entscheidung" in der Coronakrise. Mit den mit 1. Mai erfolgten, größeren Öffnungsschritten mit der weitgehenden Zurücknahme der Ausgangsbeschränkungen gehe auch eine "große Aufmerksamkeit der Gesundheitsbehörden" einher, hieß es am Freitag aus dem Ministerium.

"Niemand in Europa hat damit Erfahrung und auch einzelne Länder Asiens hatten auf diesem Weg große Schwierigkeiten", betonte Anschober in einer Aussendung. "Falls uns dies ohne starke Zuwächse bei den Erkrankungszahlen gelingt, dann wäre dies der vorentscheidende Fortschritt zurück zum Alltag. Ich appelliere daher eindringlich an die gesamte Bevölkerung, das Virus nicht zu unterschätzen."

1862 aktuell erkrankte Personen

Die Anzahl an aktuell mit dem Coronavirus erkrankten Österreichern ging am Freitag auf 1862 Personen zurück. Dies waren laut den Angaben des Gesundheitsministeriums (Stand 9.30 Uhr) 99 weniger als noch am Vortag. Die Zahl der Neuerkrankungen mit Covid-19 lag damit im 24-Stunden-Vergleich mit minus fünf Prozent unter dem Schnitt der vergangenen vier Tage (minus 5,8 Prozent).

124 Menschen liegen derzeit auf Intensivstationen, das waren um vier weniger als am Vortag. Die meisten davon sind mit 37 Patienten in Niederösterreichs Spitälern zu finden, in dieser Statistik folgen Tirol (27) und Wien (22). Insgesamt 472 Österreicher sind hospitalisiert. Einen "milden Verlauf" einer Erkrankung attestierte das Innenministerium knapp 74 Prozent der vorliegenden Fälle an Infizierten.

Österreichweit sind bisher 589 Personen an oder mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben. Die meisten Todesopfer gab es mit 131 in Wien, gefolgt von 130 in der Steiermark, 105 in Tirol und 92 in Niederösterreich. 13.092 Menschen sind bundesweit inzwischen wieder genesen. 264.079 Testungen wurden laut Internetseite des Gesundheitsministeriums bisher durchgeführt.

„Wir haben noch nichts gewonnen"

"Wir haben Erfolge, aber wir haben noch nichts gewonnen. Die Krise ist leider lange noch nicht beendet", sagte Anschober angesichts der "stabilen Zahlen". Es gelte jedoch weiter, die in der Coronakrise gefällten Grundregeln wie Mindestabstand und Hygienebestimmungen auch in der zweiten Phase der schrittweisen, gesicherten Rückkehr in den Alltag einzuhalten.

Anschober sah darin eine schwierige Herausforderung für alle, er appellierte an die Österreicher: "Jeder und jede von uns ist jetzt in ganz besonderem Ausmaß ein Teil der Lösung! Wir alle bestimmen mit unserem Verhalten über die Rückkehr zum Alltag, jede und jeder übernimmt jetzt Eigenverantwortung."

Kritik von ÖVP-Wirtschaftsflügel

Die Donnerstagnacht von Anschober erlassene "Lockerungsverordnung" sorgte unterdessen für Unmut im ÖVP-Wirtschaftsflügel. Tirols ÖVP-Wirtschaftsbundchef Abg. Franz Hörl sprach ob des späten Zeitpunkts von einer "handwerklichen Zumutung" und kritisierte, dass laut der Verordnung das Betreten von Gaststätten und Beherbergungsbetrieben bis 30. Juni untersagt ist.

"Was gilt nun Herr Anschober? Ihre in letzter Sekunde kurz vor Mitternacht hingeworfene Verordnung, in der Sie Österreich bis 30. Juni zusperren oder die Ankündigungen der Bundesminister, Österreich Stück für Stück in den nächsten Wochen zu öffnen", richtete Hörl dem Koalitionspartner aus.

Anschober hat in seiner "Lockerungsverordnung" den von der Regierung angekündigten Stufen-Öffnungsplan nicht abgebildet. Abgesehen von der am 1. Mai wirksam gewordenen Zurücknahme der Ausgangs- und Handelsbeschränkungen bleiben laut der Verordnung Betretungsverbote (etwa von Gastronomie- und Beherbgungsbetrieben) bis zu deren Auslaufen am 30. Juni aufrecht. Die Regierung hatte bei der Präsentation erklärt, dass weitere Öffnungen von der Entwicklung der Covid-19-Erkrankungen abhängen.

Tourismusministerium bestätigt Gastronomie-Öffnung Mitte Mai

"Die Öffnung der Gastronomiebetriebe wird wie vorgesehen am 15. Mai erfolgen. Die Öffnung von Beherbergungsbetrieben und Freizeitanlagen sowie Seilbahnen wird mit 29. Mai folgen", betonte Tourimusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) allerdings am Freitag in einer Aussendung - weil Unternehmer in diesen Branchen verunsichert waren.

Die FPÖ griff die Sache umgehend auf: ""ÖVP und Grüne haben die Unternehmer wieder einmal vorsätzlich hinters Licht geführt", befand Klubobmann Herbert Kickl in einer Aussendung. "Die Österreicher - und daher selbstverständlich auch unsere heimischen Wirte - haben ein Recht auf Klarheit, Rechtssicherheit und Planbarkeit", meinte er.

(APA)

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