Wer bei der Aktienauswahl Firmen seines eigenen Landes übermäßig bevorzugt, mag ehrenwert scheinen. Seinem Portfolio tut er damit selten einen Gefallen. Zum einen fährt er ein größeres Risiko, zum anderen lässt er Chancen aus.
Wien. Es war ein Aufruf der besonderen Art, den die Wiener Börse gemeinsam mit den Chefs der heimischen Leitbetriebe am 19. März getätigt hat. Die Aktienkurse waren gerade weltweit eingebrochen wie kaum je zuvor – auch in Österreich. Und weil sich überall Panik breitgemacht hatte, erinnerten Dutzende Kapitalmarktvertreter an die „Stärken, die stabile Planung und Dividendenpolitik“ der einheimischen Firmen. Schließlich machte Christoph Boschan, Chef der Wiener Börse, Mut zu einer langfristigen Perspektive: „Es wäre ein Fehler, sich jetzt von österreichischen Aktien abzuwenden“, schrieb er. Erinnerte an die niedrige Bewertung sowie daran, dass viele Manager gerade selber wieder Aktien ihrer eigenen Firmen nachkaufen – ein Beweis, wie sehr sie an diese glauben.
Tatsächlich gibt es keinen Grund, sich von österreichischen Aktien abzuwenden. Und doch kann der Aufruf auch ein zweischneidiges Schwert sein. Nämlich dann, wenn Österreicher sich als übermäßige Patrioten erweisen und einheimische Aktien übergewichten. Wer sich nämlich nicht auch außerhalb der Landesgrenzen um interessante Investitionsmöglichkeiten umsieht, fährt aus Mangel an Diversifikation erstens ein größeres Risiko und lässt zweitens viele andere Chancen ungenutzt.