Übertragungsketten

Regierung analysiert Cluster: Geringe Gefahr in Schule oder U-Bahn

Bewohner des Alten und Pflegeheims nehmen an einem Seniorennachmittag teil Borkum 16 10 2013 MODE
Bewohner des Alten und Pflegeheims nehmen an einem Seniorennachmittag teil Borkum 16 10 2013 MODEimago/photothek
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Ein Drittel der analysierten Infektionen passierten in Senioren- und Pflegeheimen. Andere Cluster bilden Musikvereine oder Fitnessstudios. "Flüchtige Begegnungen" wie in öffentlichen Verkehrsmittel reichen für eine Ansteckung nicht aus.

Wo in Österreich tritt das Coronavirus am häufigsten auf? Um dieser Frage nachzugehen, hat die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) die Übertragungsketten von über 3800 Infizierten ermittelt. Dabei konnten 169 Clusterbildungen nachgewiesen werden. 60 solcher Cluster traten in Senioren, Alten- und Pflegeheimen auf, die insgesamt 1127 Personen betrafen, wie am Mittwoch in einer Pressekonferenz in Wien bekanntgegeben wurde. Auf öffentliche Verkehrsmittel und Kinder waren keine Cluster zurückzuführen.

"Die Clusteranalyse ist eine extrem wichtige Hilfe, dass es keine zweite Welle an Infektionen gibt", betonte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bei der Pressekonferenz am Mittwoch. Während die ersten Infektionen mit dem Coronavirus nach Reisen auftraten, wurde ab 23. März in keinem einzigen Fall Covid-19 aus dem Ausland importiert. In insgesamt 35,5 Prozent der Fälle verbreitete sich die Erkrankung im Setting Senioren- oder Pflegeheimen, betroffen waren Heimbewohner, Pflegepersonal und Folgeerkrankungen im Haushalt der Primärerkrankten.

20 Cluster mit 370 Erkrankten ließen sich Freizeitaktivitäten wie Wintersport, der Mitgliedschaft in Chor- und Musikvereinen oder dem Besuch von Fitnessstudios zuordnen, analysierte Daniela Schmid, Leiterin der Abteilung Surveillance und Infektionsepidemiologie der AGES. 40 Cluster mit 280 Personen umfassten Haushalte, wobei in diese Gruppe auch Flüchtlingsheime fallen, wie Schmid ausführte. Kein einziger Cluster konnte dagegen in Schulen und im Bereich des öffentlichen Verkehrs nachgewiesen werden. "Flüchtige Begegnungen" würden für eine Übertragung des Virus nicht ausreichen, hielt Schmid fest.

Im Hinblick darauf sei noch nicht entschieden, ob Schwerpunkttestungen, ähnlich wie in Seniorionheimen auch in Schulen oder Kindergärten durchgeführt werden, gab Gesundheitsminister Anschober bekannt. Das sei vorstellbar, hänge aber davon ab, ob sich nach dem Öffnen der Schulen auf Basis des vorgegebenen Testprogramms dafür eine Notwendigkeit ergebe. In Supermärkten und Baumärkten hätten sich bei Stichproben keine Infektionen unter den Kassierinnen und Angestellten ergeben, gab Anschober zu bedenken.

Todesfälle in Pflegeheimen nicht gestiegen

24.000 Bewohner und Mitarbeiter in Senioren- und Pflegeeinrichtungen sind bisher getestet worden. Laut Statistik Austria haben sich die Todesfälle in Pensionisten- und Pflegeeinrichtungen im ersten Quartal 2020 nicht signifikant gegenüber dem Vergleichszeitraum der Vorjahre geändert. Anschober wertete das als gutes Zeichen: "Es ist ganz gut gelungen, die ältere Bevölkerung in den Heimen zu schützen."

Nachdem Besuche in Alten- und Pflegeheimen seit Montag wieder erlaubt sind, wurden vom Gesundheitsministerium Empfehlungen für Schutzmaßnahmen ausgegeben. Besuche sollen demnach nur nach vorheriger Terminvereinbarung, zu begrenzten Zeiten, mit MNS-Masken und nur einzeln und idealerweise im Freien stattfinden. Das Ministerium empfiehlt, außer in begründeten Ausnahmefällen, keine Besuche von Kindern unter sechs Jahren zuzulassen.

(APA)

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