Eiweißbomben

Sind Erbsen das neue Superfood?

Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen - und allesamt nun wieder ins rechte Licht?
Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen - und allesamt nun wieder ins rechte Licht?(c) imago images / Westend61
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Sie stammt aus der Region und ist ein Lieferant für wertvolle Nährstoffe. Das steckt hinter der kleinen grünen Perle - oder besser gesagt in ihr.

Die Prinzessin am Schlafen gehindert, Aschenputtel zu stundenlanger Arbeit verpflichtet. Während sich die Erbse nicht immer bei jedermann beliebt gemacht hat, oder der man als „Arme-Leute-Essen“ oder einfacher Beilage zumindest nicht viel Beachtung geschenkt hat, erobert sie heute die Teller wieder zurück. Das bestätigt auch ein Blick in die Supermarktregale, wo einem Produkte wie Erbsenmehl, Erbsenprotein, Erbsendrinks oder Erbsenpatties begegnen.

Grund dafür ist, dass immer mehr Menschen die positiven Eigenschaften und das Potenzial der Erbse erkennen. Oder besser gesagt: wieder neu entdecken, denn neben Erbsen sind alle Hülsenfrüchte alte Kulturpflanzen, die über Jahrtausende eine wichtige Rolle in der Ernährung des Menschen gespielt haben, erklärt der ehemalige Leiter des Instituts für Ernährungswissenschaften der Universität Gießen und Co-Autor von „Health Power: Einfach gesund“, Claus Leitzmann. „Vor 100 Jahren lag der Verzehr bei uns noch bei etwa 20 Kilo Hülsenfrüchte pro Person und Jahr, heute sind es weniger als ein Kilo“. Erfreulicherweise würden diese wertvollen Lebensmittel jetzt wieder entdeckt. „Vor einigen Jahrzehnten begann es mit den Bohnen, es folgten die Kichererbsen, Linsen und Lupinen und jetzt sind es die Erbsen."

Hoher Nährstoffgehalt

Als Hülsenfrüchte enthalten sie viel Eiweiß und Ballaststoffe, viele Mineralstoffe wie Eisen und Zink, Vitamine und wenig Fett. Sie sind zudem kalorienarm: In 100 Gramm Erbsen stecken ungefähr 80 Kalorien.

Nicht nur Sportler greifen ob ihres hohen Eiweißgehalts gerne auf die grünen Perlen zurück, auch immer mehr Unternehmen setzen auf Erbsen als Fleischersatz. Denn in getrockneter Form, so Leitzmann, liegen sie im Proteingehalt tatsächlich gleichauf mit Fleisch. Im gekochten Zustand halbiert sich der Proteingehalt durch die Wasseraufnahme. 

Ob Erbsendrinks, die nun auch langsam den Weg in österreichische Supermärkte finden, wirklich, wie vielfach kolportiert, die neue beste Alternative zur tierischen Kuhmilch sind, dürfte aber hinterfragt werden. Denn wie jeder anderer pflanzlicher Milchersatz (aus Soja, Reis, Hafer, Mandeln, Hanf oder Nüssen) sind sie zwar frei von Laktose, Gluten, Milcheiweiß und Gentechnik. Die Nährstoffgehalte werden allerdings primär durch entsprechende Anreicherungen und vielerlei Zutaten erreicht, die abhängig von den Herstellern sehr unterschiedlich sein können - und sie so zu einem stark verarbeiteten Produkt machen.

Heimische Hülsenfrucht

Erbsen haben neben ihrem hohen Nährstoffgehalt einen weiteren Vorteil: Sie werden in der Region angebaut, wenn nicht sogar im eigenen Garten. Die Herkunft ist dennoch weit gestreut: In Europa wird das Produkt viel angebaut, sagt Leitzmann, die wichtigsten Anbauländer seien Kanada, Russland und China. „Der Einsatz von lokalen Produkten ist ökologisch sinnvoll, in Zentraleuropa gibt es genügend Erbsen."

Der Wasserverbrauch beim Anbau von Hülsenfrüchten wie Erbsen liegt im Vergleich zu anderen Lebensmitteln im mittleren Bereich, macht Leitzmann anschaulich: So liegt der Wasserverbrauch beispielsweise von Avocados und Pistazien deutlich höher und von Kartoffeln und Karotten deutlich niedriger.

Vor diesem Hintergrund dürfte die Erbse gerne unter der Matratze hervor und in den Kochtopf geholt werden, damit wäre bestimmt auch die Prinzessin einverstanden. Denn Erbsen scheinen ihre kulinarische Renaissance nicht ohne Grund zu erleben.

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