Streamingtipps

Klassenkampf und Affenkrieg: Die besten neuen Filme auf Netflix, Amazon & Co.

Barunson E&A
  • Drucken

Der raffinierte Oscar-Gewinnerfilm „Parasite“ ist gerade wieder in einigen frisch eröffneten Kinos zu sehen – und auch schon im Streaming-Abo. Ein Überblick über die 6 empfehlenswerte Filme, die neu im Netzkino gelandet sind.

Die wöchentlichen Streamingtipps können Sie auch als Newsletter abonnieren: Serien- und Filmempfehlungen aus dem Fundus von Netflix, Amazon und Co. landen dann jeden Freitag in Ihrem Postfach. Hier anmelden.

Parasite

Von Bong Joon-ho, 2019
Zu sehen auf Amazon

Die Treppen spielen eine besondere Rolle in diesem Juwel von Film aus Südkorea. Sie führen – an elegantem glatten Sichtbeton entlang – hinauf in die privaten Gemächer der betuchten Seouler Familie Park. Hinab in deren dunklen Keller. Und die Stufe, die im Badezimmer der vom Schicksal weniger monetär gesegneten, dafür umso findigeren Familie Kim das Klo von der Dusche trennt, entscheidet über WLAN-Empfang und darüber, wie schnell einem die Sturzfluten bei Hochwasser bis über den Kopf steigen. Um dem Leben im (sozialen) Tiefparterre zu entkommen, schleichen sich die Kims auf gewiefte Weise bei den Parks ein, was – über einige raffinierte Umwege – zu einem ziemlich radikalen Showdown führt.

Schmarotzer? Verbrecher? Helden? Das Schöne an Bong Joon-hos kluger Gesellschaftssatire ist, wie abgedreht der Klassenkampf hier inszeniert wird und wie menschlich die Figuren dabei bleiben. Wollen doch alle nur das Beste für ihre Familie – und greifen dafür zu unterschiedlich drastischen Mitteln: die einen zu Gartenfesten und Kunsttherapie, die anderen zu Photoshop und Chilisauce. Der Film, der heuer sehr verdient den Oscar gewonnen hat, ist gerade auch wieder in einigen Kinos zu sehen. (kanu)

A Star Is Born

Von Bradley Cooper, 2018
Zu sehen auf Netflix

„Tell me something boy, aren't you tired tryin' to fill that void?“: Der zum Hit gewordene Titelsong „Shallows“ drückt vieles von dem aus, worüber in Bradley Coopers Regiedebüt so ergreifend erzählt wird: von der inneren Leere, die der Country-Rockstar Maine (Cooper) mit Alkohol zu füllen versucht. Von der Last, einem Pop-Image zu entsprechen. Aber auch von zwei Liebenden, die verzweifelt versuchen, einander zu retten. Lady Gaga brilliert in ihrer ersten Hauptrolle als unbedarfte Sängerin, die von Maine entdeckt und gefördert wird – und die aufsteigt, während er abstürzt. Großes, berührendes Musikkino. (kanu)

Planet der Affen: Survival

Von Matt Reeves, 2017
Zu sehen auf Netflix

Die ab 2011 neu aufgelegte „Planet der Affen“-Saga hat sich zu einer erstaunlich intelligenten Blockbusterreihe entwickelt. Das wuchtige Politdrama über Krieg und Frieden erreicht fast Shakespeare'sche Sphären. Im dritten Teil spitzt sich der Konflikt zwischen Primaten und Homo sapiens weiter zu. Und während die Affen, angeführt vom Schimpansen Caesar (nuanciert: Andy Serkis), von Film zu Film menschlicher (und moralischer) werden, verkommen die Menschen – darunter Woody Harrelson als gnadenloser Colonel – zu Ungeheuern. „Cloverfield“-Regisseur Matt Reeves setzt auf Pathos und effekthascherische Gesten, bleibt dabei aber konsequent ernst und souverän. (and)

Paranza – Der Clan der Kinder

Von Claudio Giovannesi, 2019
Zu sehen auf Amazon

Eine Gruppe Teenager, Kinder fast. Sie machen sich bereit für die Disco, schubsen sich gegenseitig vom Spiegel weg, richten noch die Frisur, kontrollieren, ob die Jacke richtig sitzt. So viel Ausgelassenheit! Doch die währt nicht lang, am Ende dieser Nacht werden sie einen verhängnisvollen Bund mit einem Mafioso eingegangen sein. Der Film nach einem Buch von Roberto Saviano spielt – im Gegensatz zu „Gomorrha“ – in der pittoresken Innenstadt Neapels und konzentriert sich weniger auf mafiöse Strukturen und politische Verquickungen, sondern auf die 15-jährigen Burschen – ihre Gier nach Geld, nach Leben und nach Liebe. Dass man ihnen nahekommt, liegt nicht zuletzt an den Darstellern: Regisseur Claudio Giovannesi arbeitete mit Laien und hat ihnen ihren breiten Dialekt, ihre Mimik und ihre Bewegungen gelassen. (best)

Menashe

Von Joshua Weinstein, 2017
Zu sehen auf Amazon

Ein abgeschotteter Mikrokosmos in Borough Park, Brooklyn: In der größten orthodoxen jüdischen Gemeinde außerhalb Israels läuft der Alltag strikt nach alten Traditionen ab. Zu diesen gehört auch, dass ein Kind nicht bei einem alleinstehenden Vater aufwachsen soll. Der schrullige Witwer Menashe (gespielt vom vermutlich ersten chassidischen YouTube-Starkomiker Menashe Lustig) soll sich daher eine neue Frau vermitteln lassen – doch das will er ganz und gar nicht . . . Ein einfühlsamer, wunderbar warmherziger Film, der mitten im orthodoxen Viertel gedreht wurde – auf Jiddisch. (kanu)

Maleficent: Mächte der Finsternis

Von Joachim Rønning, 2019
Zu sehen auf Disney+

Die böse Fee ist eine unverzichtbare Märchenfigur. Disneys „Dornröschen“-Adaption „Maleficent“ von 2014 erzählte die Geschichte aus ihrer Sicht. In der Fortsetzung, die deutlich origineller, dafür weniger laut und grauslich ist als Teil eins, spielt Angelina Jolie wieder die gehörnte Frau – und zeigt den Zwiespalt einer Kinderlosen, deren zerstörerische Kräfte immer wieder hervorbrechen. (bp)

>> Mehr Streamingtipps gibt es hier.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.