Das Büro erlebt seine bisher schlimmste Sinnkrise. Viele Angestellte wollen auf Dauer im Homeoffice bleiben. Aber ein Blick in die Geschichte zeigt: Die Hoffnung auf mehr Freiheit und froheres Schaffen könnte trügen.
Irgendwann rastete der junge Adelige aus. Texte abschreiben, festsitzen in der Hofkanzlei – so hatte er sich den Dienst für Kaiser Maximilian nicht vorgestellt. Wie kränkte das den Stolz seines Standes! Er wollte flanieren, über seine Zeit verfügen, und als die Kollegen ihn an die Pflicht gemahnten, zückte er sein Schwert.
Diese Episode aus der Frühzeit der Schreibtischarbeit lässt sich aktualisieren. Heute säße der freiheitsliebende Recke wohl im Homeoffice und verweigerte, in der Zoom-Konferenz das Küchenmesser und die Gartenschere schwingend, die postcoronale Rückkehr ins Büro. Wie Millionen anderer Angestellter hätte er viele Wochen lang die Wonnen der Autonomie genossen, sich im Schlabberlook auf dem Sofa breit gemacht, mit Laptop und Handy seine Arbeit erledigt. Geht doch. Wieso zurück in die Legebatterien geistiger Arbeit, flankiert von trostlosem U-Bahn-Fahren oder Im-Stau-Stehen? Das Büro erlebt die schlimmste Sinnkrise seiner Geschichte. Viele wollen es frohgemut zu Grabe tragen.