Andrzej Duda kann eine zweite Amtszeit als Staatspräsident antreten. Dass er künftig ein eigenes Profil zeigen wird, ist eher unwahrscheinlich.
Die Zitterpartie zog sich über Stunden hin: Erst am Montagvormittag wurde klar, dass Andrzej Duda das erwartete Kopf-an-Kopf-Rennen mit seinem liberalen Herausforderer, Rafał Trzaskowski, um die polnische Präsidentschaft für sich entschieden hatte. Nach Aufzählung von 99,9 Prozent der Wahlbezirke kam Duda auf 51,1 Prozent der Stimmen, Oppositionskandidat Rafał Trzaskowski auf 48,9 Prozent. Dudas Vorsprung war letztendlich dann doch eindeutig. Die Wahlbeteiligung war mit 68 Prozent für polnische Verhältnisse sehr hoch gewesen.
Eine genauere Analyse der Wahlresultate zeigt, dass Duda nur noch in sechs von 16 Wojwodschaften gewinnen konnte. Sie alle liegen im ärmeren Ostpolen. Auch die Altersstruktur von Dudas Wählern sticht heraus. Unter den 18- bis 29-Jährigen hat Trzaskowski 28 Prozent mehr Stimmen bekommen als Duda. Der nationalkonservative bisherige Amtsinhaber siegte nur bei den über 50-jährigen Polen – und nur noch in den ländlichen Regionen. Den Liberalen war es diesmal gelungen, auch in den 850 Kleinstädten zu siegen, die in der ersten Runde noch für Duda gestimmt hatten.
War in Trzaskowskis liberaler Bürgerkoalition (KO) noch in der Wahlnacht von einer Klage gegen das Wahlresultat wegen organisatorischer Probleme bei der Stimmabgabe im Ausland die Rede, so war der Rückstand am Montag mit 2,2 Prozent doch so klar, dass auch die rund 500.000 stimmberechtigten Auslandpolen an der Niederlage des Warschauer Bürgermeisters nichts mehr ändern konnten. Bei den in Österreich lebenden Polen hatte Trzaskowski übrigens klar die Nase vorn: Für ihn stimmten 5805 Wahlberechtigte gegenüber 2954 Stimmen für Duda.