Die Alten verlangen in der Coronakrise Rücksicht von den Jungen. Umgekehrt verhält es sich in der Klimakrise.
Ein bisschen erinnert es an einen Kuhhandel, was aber kein gutes Zeichen ist. Die Alten – wenn diese Pauschalisierung in dem Zusammenhang erlaubt ist – verlangen von den Jungen Rücksicht im Umgang mit der Coronakrise und können nicht verstehen, wie man so unverantwortlich sein kann und – nachdem die Clubs immer noch geschlossen sind – einfach im öffentlichen Raum feiert (Stichwort Donaukanal). Die Jungen wiederum wollen leben (das wollen natürlich alle, aber in dem Sinn, das Leben auszukosten), haben genug vom Abstand- und Stillhalten und werfen den Alten umgekehrt vor, dass sie sich nicht um die Umwelt scheren, ihnen eine kaputte Welt hinterlassen und dadurch ihre Zukunft rauben (Stichwort Klimawandel).
Natürlich gibt es dazwischen sehr viele Abstufungen, aber es scheint fast so, als sei die Zeit des großen Rücksichtnehmens, in der die Jungen Zettel in Wohnhäusern aufgehängt haben, um für die Alten die Einkäufe zu erledigen, wieder vorbei. Auf Dauer will das dann doch keiner machen. Das beobachtet auch der auf Kinder und Jugendliche spezialisierte Psychologe Johannes Achammer. „In den letzten Monaten hat sich da etwas geändert. Am Anfang stand das Aufeinander-Schauen im Vordergrund, die Millennials und die Älteren saßen in einem Boot. Das lag auch daran, dass man noch sehr wenig wusste“, sagt er. Manche Jungen hätten auch die Information, dass sie eben nicht zur Risikogruppe zählen, als eine Art Freibrief verstanden.