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Marsalek trieb sich viel in Russland herum und soll auch jetzt dort sein. Sichtbare Spuren hinterließ er wenige, viel lief im Dunkeln.
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Wirecard

Das Russland-Netzwerk des flüchtigen Jan Marsalek

Der ehemalige Wirecard-Vorstand soll mit dem russischen Geheimdienst kooperiert haben. So das stimmt, war es aber nur Teil seiner Aktivitäten in Russland. Mit wem sich er und Wirecard dort sonst so eingelassen haben  – und mit welch dubioser Aktion das am 9. April geendet hat. Eine Spurensuche der „Presse“.

Moskau/Wien. Am Ende will ihn fast keiner gekannt haben. Selbst in Russland, wo Kontakte mit zweifelhaften Personen allein schon aufgrund der wilden postsowjetischen Geschichte nicht per se peinlich sind, ziehen es die meisten ähnlich wie in Österreich nun vor, am mutmaßlichen Schwerbetrüger und flüchtigen Ex-Wirecard-Chef Jan Marsalek nicht angestreift zu haben. Von offizieller Seite heißt es ohnehin, man wüsste nichts über ihn und auch nicht, wo er ist. Das sagte Wladimir Putins Sprecher Dmitrij Peskow so, das sagte auch Außenminister Sergej Lawrow während des Moskau-Besuchs seines deutschen Amtskollegen Heiko Maas vor wenigen Tagen ähnlich. 

Dabei soll sich Marsalek ja laut „Handelsblatt“ unter Aufsicht eines russischen Geheimdienstes, mit dem er kooperiert haben soll, nahe Moskau aufhalten. In Russland war er jedenfalls oft, wie die Investigativplattform Bellingcat anhand seiner Immigrationshistorie eruiert hat. Demnach hat Marsalek das Land seit 2010, nachdem er Wirecard-Vorstand geworden war, regelmäßig und über 60-mal besucht.

Was das über seine Geheimdienst-Connection, die nicht bestätigt ist, aussagt, bleibt freilich genauso offen wie der Hintergrund seiner dubiosen Aktivitäten bei der österreichisch-russischen Freundschaftsgesellschaft und in Libyen. Generell sind über 60 Flüge nicht übermäßig viel für jemanden, der in einem großen Land ins Geschäft kommen will. Und das wollte Marsalek offenbar eifrig, wie eine Spurensuche der „Presse“ in der russischen Finanzbranche ergab.