Die Geschichte eines Modelabels zeigt: Eine internationale Karriere muss nicht sein, auch eine treue lokale Klientel verhilft nachhaltig zum Erfolg. Von Daniel Kalt
Zwischen den Magnolien – das ist zugegebenermaßen eine für Wiener Verhältnisse etwas unübliche Präzisierung einer Adressangabe. Im gegebenen Zusammenhang ist das nicht unstimmig: Auch das im Luxussegment positionierte Salonmodelabel, das in der Hahngasse im Servitenviertel mit diesem Adresszusatz zu finden ist, entspricht schließlich nicht ganz dem Wiener Habitus. Zudem fügt sich der floralpoetische Charakter dieser botanischen Note stimmig zur Ästhetik der Kollektionen; diese sind häufig angelehnt an filmische Poolszenen der Sechziger- und Siebzigerjahre, ein vages Riviera-Feeling, oder, wie Designerin Franziska Fürpass frei assoziiert: „Nonchalance, der Stil der Seventies, der Glamour des alten Hollywood.“ Femme Maison, so heißt ihre Modemarke, existiert in der aktuellen Konstellation seit 2014. Fürpass hatte zuvor in der Modeklasse der Angewandten studiert, mit einem Studienkollegen – dem Georgier George Bezhanishvili, der später in die USA ging – ein Label gegründet. Seine künstlerische Sensibilität drückte das Designerduo damals durch Bezugnahme auf Arbeiten von Louise Bourgeois aus, nämlich die Werkserie der „Femme Maison“. An Schöngeistigkeit ist auch die neue Konstellation nicht ärmer; an Fürpass’ Seite wirkt nun ihr Ehemann Sia Ali-Pour- Kermani. Die Qualität der gemeinsamen Arbeit und die hohen gestalterischen Ansprüche weiß jene Klientel ausgiebig zu schätzen, die sich in den letzten sechs Jahren um die Marke versammelt hat.
Untypisch für die Wiener (Avantgarde-) Modeszene ist die Erfolgsgeschichte von Femme Maison aus folgendem Grund ...
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