Wien ist im internationalen Vergleich sehr gut verwaltet, aber auch sehr heftig. Das gilt auch für die im 4. Bezirk beheimateten großen Sozialpartner. Von Josef Urschitz
Als der begnadete Wiener Grantler Kurt Sowinetz in einem seiner destruktiven Chansons „Himmel, Fegefeuer und Hölle“ beschrieb, war seine Vorstellung von der Hölle wirklich fürchterlich: Dort existiere nichts. Kein Wirtshaus, kein Tröpferlbad, „ka scheene Leich“. Nur der Amtsweg!
Man sieht, der gute Mann muss mit der Wiener Bürokratie Erfahrungen gemacht haben. Dabei hat es zu Sowinetz-Lebzeiten noch gar keine Anwohnerparkzonen gegeben. Er konnte also gar nicht in die Verlegenheit kommen, sein Auto beispielsweise unter dem Verkehrszeichen mit der Zusatztafel „Anwohnerparken 4./5. Bezirk lt. Amtsblatt Wien 41/2018“ abzustellen. Und dabei feststellen zu müssen: „Verdammt, jetzt habe ich den Band mit den Amtsblättern von 2018 nicht dabei! Wie soll ich wissen, ob ich da parken darf oder nicht?“ Man hätte die Information also auch wesentlich effizienter und wohl auch billiger mit der Tafelaufschrift „Schmecks!“ kundmachen können.
Das ist eine Form der Bürokratie, wie sie der „kleine Mann“ häufig erlebt. Außer natürlich, er hat komplexere „Vorbringungen“ wie etwa ein Ansuchen um Baugenehmigung. Dann stößt er schnell in das Herz der Sowinetz’schen Hölle vor.
Denn Wien ist, wie das übrige Österreich auch, recht gut verwaltet. Jeder, der ein bisschen in der Welt herumgekommen ist, wird das bestätigen. Aber leider auch sehr heftig! Vielleicht noch ein bisschen heftiger als das übrige Österreich. Rund 30.000 Mitarbeiter in 70 Magistratsabteilungen halten das Werkel am Laufen, insgesamt beschäftigt die Stadt (ohne Landeslehrer) an die 65.000 Menschen. Annähernd doppelt so viele wie die Europäische Kommission.
Viele davon in Jobs, die mit direkter Bürokratie wenig zu tun haben. Aber eben noch genug, die sich „Vurschriften“ wie auf der oben beschriebenen Verkehrstafel ausdenken. Oder Schlimmeres. Denn der Hinweis auf das Amtsblatt auf Verkehrszeichen ist nur kurios. Bürokratische Hürden bei Förderungen oder Betriebsgenehmigungen können dagegen ins Geld gehen. ...
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