In Währing stehen sich die Koalitionspartner der Bundesregierung, die ÖVP und die Grünen, direkt gegenüber. Und haben es mit einer ähnlichen, um nicht zu sagen gleichen Klientel zu tun. Von Oliver Pink
Die Boboisierung machte auch vor dem Kutschkermarkt nicht Halt. Der kleine Markt zwischen Währinger Straße und Schulgasse, der jeder französischen Kleinstadt zur Ehre gereichen würde, durchlebte zuletzt einen gewissen Wandel. Zu den bulgarischen Obstund Gemüsehändlern, dem österreichischen Delikatessenladen und dem italienischen Ristorante und Eisgeschäft auf der anderen Seite der Währinger Straße – den Alteingesessenen gewissermaßen – gesellten sich türkische Fischrestaurants und neue Lokale und Geschäfte hinzu, die eine Klientel anzogen, wie man sie auch von anderen Wiener Märkten kannte. Eine Klientel, der man die Attribute studentisch (Alt-68er inklusive), urban (an sich zwar ein seltsamer Begriff, um Städter in einer Stadt zu charakterisieren, aber sei’s drum) und linksliberal zuschreiben könnte. Mit einem Wort vielleicht: Grün-affin. Seit 1946 war Währing schwarz, die ÖVP stellte durchgehend den Bezirksvorsteher. Doch die Grünen legten im Lauf der Jahre kontinuierlich zu. Und 2015 war es dann so weit: Die Grünen überholten die ÖVP und stellten seither die Bezirksvorsteherin. Die ÖVP, mittlerweile türkis, möchte den Bezirk nun zurückerobern. Denn Währing gilt gemeinhin noch immer als bürgerlicher Bezirk. Und das war früher einmal gleichbedeutend mit einer ÖVP-Bastion. ...
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