Covid-19

Tschechien will einen zweiten Corona-Lockdown vermeiden

Roman Prymula ist der neue tschechische Gesundheitsminister, als Virologe mit der Situation aber bestens vertraut. Im Bild-Hintergrund: Premier Babiš.
Roman Prymula ist der neue tschechische Gesundheitsminister, als Virologe mit der Situation aber bestens vertraut. Im Bild-Hintergrund: Premier Babiš.imago images/CTK Photo
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Wegen der zuletzt stark steigenden Infektionszahlen war zuvor der tschechische Gesundheitsminister zurückgetreten.

Obwohl die Corona-Fälle in Tschechien deutlich zunehmen, schließt die Regierung einen zweiten Lockdown wie im Frühjahr aus. "Wir wollen keine Maßnahmen treffen, die die Wirtschaft behindern", sagte der neue Gesundheitsminister Roman Prymula am Dienstag in Prag. Der Epidemiologe hält es aber für möglich, dass Schulen geschlossen oder Veranstaltungen weiter eingeschränkt werden. Wegen des rapiden Anstiegs bei den Neuinfektionen war dessen Vorgänger als Gesundheitsminister, Adam Vojtěch, am Montag zurückgetreten.

Prymula appellierte an seine Landsleute, die Pflicht zum Tragen einer Maske einzuhalten. Der Mitte Mai ausgelaufene Ausnahmezustand werde vorerst nicht wieder ausgerufen. Zugleich warnte er: "Die Situation kann sich im Horizont von ein bis zwei Wochen ändern." Am Montag wurden 1476 neue Corona-Fälle verzeichnet, wie die Behörden am Dienstag mitteilten. Die Zahl der aktiv Infizierten liegt bei knapp 25.000. In Tschechien starben 522 Menschen seit Beginn der Pandemie.

Deutschland hat Prag und die angrenzende Mittelböhmische Region zum Risikogebiet erklärt und eine Reisewarnung ausgesprochen. Tschechiens Außenminister Tomáš Petříček geht nach Angaben der Nachrichtenagentur CTK davon aus, dass die Warnung in Kürze auf das ganze Land ausgedehnt wird. Man verhandle bereits mit Berlin über Ausnahmen von der Quarantänepflicht für grenzüberschreitende Pendler. Tausende Tschechen fahren täglich zur Arbeit nach Sachsen und Bayern.

Babiš bereut Lockerungen

Tschechiens Regierungschef Andrej Babiš hat Versäumnisse bei der Bekämpfung der Coronavirus-Infektionen eingeräumt. Seine Regierung habe falsch gehandelt, als sie die Corona-Maßnahmen vor den Sommerferien gelockert habe, sagte Babiš am Montagabend in einer vom Fernsehen übertragenen Rede. Wegen der zuletzt stark steigenden Infektionszahlen war zuvor der tschechische Gesundheitsminister Adam Vojtech zurückgetreten.

Er habe sich von der Sommerzeit und der "allgemeinen Stimmung mitreißen" lassen, sagte Babiš. "Das war ein Fehler, den ich nicht wiederholen möchte."

Die Regierung in Prag hatte zunächst mit strengen Maßnahmen auf die Corona-Pandemie reagiert und unter anderem eine auch im Freien geltende Maskenpflicht verhängt. Vor Beginn der Sommerferien lockerte die Regierung dann jedoch einen Großteil der Maßnahmen.

Explodierende Zahlen

Zuletzt waren die Fallzahlen in Tschechien wieder stark gestiegen. Am vergangenen Donnerstag verzeichneten die Behörden eine Rekordzahl von 3130 Neuinfektionen mit dem neuartigen Coronavirus.

Die Situation sei "ernst", betonte Innenminister Jan Hamáček. "Experten sagen, dass die Krankenhausbetten knapp werden, wenn wir mehr als 120.000 Neuinfektionen im Monat haben." Die Regierung werde ihr Bestes tun, um ein solches Szenario zu verhindern.

(APA/AFP)

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