Coronavirus

27 Infizierte bei Schremser Hochzeits-Cluster, Bürgermeister weiter in der Kritik

Die Veranstaltung sei "rückblickend ein Fehler" gewesen, auch wenn man rechtlich nichts falsch gemacht habe, sagt der Bürgermeister von Schrems. Die ÖVP sieht das anders. Indes stieg die Zahl der Infizierten.

Nach einer türkischen Hochzeit in Schrems in Niederösterreich hat sich die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten am Donnerstag auf 27 erhöht. Am Vortag waren 15 Erkrankte gezählt worden. Geortet wurden nach Angaben aus dem Büro von Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) nun Verbindungen der Hochzeit vom 12. September zu einer Verlobungsfeier, die eine Woche später ebenfalls in Schrems über die Bühne ging.

"Personen, die bei der Hochzeit waren, haben auch die Verlobungsfeier besucht", sagte ein Sprecher von Königsberger-Ludwig. Das Fest mit rund 100 Teilnehmern habe am 19. September im Freien stattgefunden. Bisher habe es in diesem Zusammenhang noch keinen positiven Corona-Test gegeben, wurde betont. Erhebungen seien allerdings am Laufen. Die Gästeliste sei wegen Besuchern aus dem Nachbar-Bundesland auch nach Oberösterreich geschickt worden.

Unter den 181 Covid-19-Fällen, die bis Donnerstagfrüh neu hinzugekommen sind, seien 27 Infizierte aus Schulen. Es handle sich sowohl um Schüler und Pädagogen, sagte der Sprecher. Rund zwei Drittel der 181 nunmehr Erkrankten hätten sich bereits in Quarantäne befunden.

Bürgermeister: Im Nachhinein ein Fehler

Die Hochzeit am 12. September hatte sich zum Corona-Cluster entwickelt. In ersten Medienberichten - auch in der „Presse“ - war von 700 Teilnehmern die Rede gewesen. Das entpuppte sich als falsch. Dennoch sah sich vor allem der Bürgermeister von Schrems, Karl Harrer (SPÖ), massiver Kritik ausgesetzt. Dieser wehrte sich dagegen am Donnerstag. In der Halle seien 350 Besucher vorgesehen gewesen, damit sei auch die damals geltende Rechtslage eingehalten worden, sagte Harrer. Ihm zufolge hätten an der Hochzeitsfeier sogar wesentlich weniger als die angekündigten 350 Personen teilgenommen.

Eine Fest in dieser Dimension in Schrems zu ermöglichen, sei "im Nachhinein als Fehler zu bezeichnen", räumt Harrer dennoch ein. "Wir sind einem Trugschluss unterlegen, trotz der vermeintlichen Einhaltung der Maßnahmen ist es passiert", gab der SPÖ-Politiker zu Protokoll und sprach von einer "dumm gelaufenen Geschichte". Mit dem Wissen im Hinterkopf wurde noch am (heutigen) Donnerstag das Schremser Gemeindeamt gesperrt - bis auf Weiteres, wie der Stadtchef betonte. Zudem würden alle geplanten Veranstaltungen abgesagt.

ÖVP: Nichts als Ausreden

Die Entschuldigung Harrers wollte zumindest die örtliche ÖVP-Fraktion nicht hinnehmen. Dieser soll "Ausreden lassen und Verantwortungsbewusstsein zeigen", forderte Tobias Spazierer, Stadtrat von Schrems und ÖVP-Fraktionsführer im Gemeinderat, am Donnerstag in einer Aussendung. Harrer schiebe "alle Verantwortung" in der Causa von sich. Zudem behaupte er "wider der klaren Rechtslage zum Zeitpunkt der Hochzeitsfeier, die für derartige Veranstaltungen eine Obergrenze von 200 Personen vorgesehen hat", dass eine Zulassung für 350 Menschen möglich gewesen wäre.

Spazierer erinnerte zudem daran, dass Harrer als Geschäftsführer der Schremser Stadthallen Errichtungs- und Betriebs-GmbH auch rechtliche Verpflichtungen habe.

Wie viel Gäste waren erlaubt?

Spazierer dürfte also von einer anderen Rechtslage ausgehen als Harrer. Am Datum der Hochzeit wurden tatsächlich auch für Veranstaltungen massive Verstärkungen verordnet. Diese traten allerdings erst zwei Tage später, am 14.09. um 00.00 Uhr in Kraft. Größere Veranstaltungen benötigten aber ohnehin einer Bewilligung der Bezirksverwaltungsbehörde.

Der Vertrag zur Nutzung der Stadthalle - die Gemeinde ist Vermieterin des Objekts - sei am 20. August unterzeichnet worden, sagte Harrer. Der Kontrakt beinhalte den klaren Hinweis, dass "die Covid-19-Regeln" einzuhalten seien. Auf dieser Grundlage habe es auch ein Sicherheitskonzept gegeben.

Das wollte auch der Veranstalter klarstellen, der mit mehreren Video-Mitschnitten der Hochzeitsfeier in die Offensive ging. Zu sehen sind in einem vom ORF Niederösterreich publizierten Clip u.a. Temperaturkontrollen beim Eingang sowie die Einhaltung der Sicherheitsabstände während des Essens. In einer schriftlichen Stellungnahme wurde festgehalten, dass die Stadthalle Schrems bereits vor der Hochzeit genehmigt worden sei. Zudem sei etwa auch die Anzahl der geladenen Gäste davor an die Behörden weitergegeben worden.

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(APA)

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