Coronavirus

Wie die Pandemie die Armut global verstärkt

Eine Beerdigung in Manaus im Amazonas-Regenwald, Brasilien. In dem Land sind bisher 142.000 Menschen am Virus gestorben. Nur die USA haben mit über 200.000 mehr Tote zu beklagen.
Eine Beerdigung in Manaus im Amazonas-Regenwald, Brasilien. In dem Land sind bisher 142.000 Menschen am Virus gestorben. Nur die USA haben mit über 200.000 mehr Tote zu beklagen. (c) REUTERS (Bruno Kelly)
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Eine Million Coronatote – und die Zahl könnte noch weiter stark steigen. Am härtesten trifft die Krise die Ärmsten in den Entwicklungsländern.

Die US-Universität John Hopkins vermeldete in der Nacht auf Dienstag einen neuen, traurigen Rekord in der Coronakrise: Seit dem Auftauchen des Virus vor zehn Monaten hat Covid-19 mehr als eine Million Menschen dahingerafft. Weltweit sind bisher mehr als 33,2 Millionen Infektionen nachgewiesen worden. Und da Experten von einer sehr hohen Dunkelziffer ausgehen, könnte das Coronavirus, in absoluten Zahlen gerechnet, längst Tuberkulose als tödlichste Infektionskrankheit abgelöst haben. Diese fordert nach Angaben des Robert-Koch-Instituts rund 1,5 Millionen Opfer pro Jahr.

Immer deutlicher wird auch, wie unterschiedlich sich die Pandemie in den einzelnen Weltregionen auswirkt – nicht nur mit Blick auf die Todesfälle. Erst vor Kurzem schlug der UN-Sonderberichterstatter für extreme Armut, Olivier De Schutter, Alarm, die Krise bedrohe vor allem die Bedürftigsten der Welt, die ihr Leben ohnehin ohne Sicherheitsnetz bestreiten. Durch den schwersten Wirtschaftseinbruch in Friedenszeiten seit der Weltwirtschaftskrise 1929 könnten 176 Millionen Menschen zusätzlich in die Armut abrutschen, hieß es in einem von ihm vorgestellten UN-Bericht. Andere Schätzungen gehen gar von bis zu knapp einer halben Milliarde Menschen aus. Und: „Die schlimmsten Auswirkungen der Krise auf die Armut stehen noch bevor“, sagte De Schutter.

Rückschritt um Jahrzehnte

Die UN legen in dem Bericht eine Armutsgrenze von 3,20 US-Dollar pro Tag fest. Die Zahl der extrem Armen, die mit weniger als 1,90 Dollar pro Tag auskommen müssen, wird nach Prognosen der Weltbank allein in diesem Jahr um 70 bis 100 Millionen Menschen steigen – und ein Ende der Krise ist nicht abzusehen. „Die Fortschritte bei der Armutsbekämpfung könnten um 20 bis 30 Jahre zurückgeworfen werden“, warnte der britische Entwicklungsökonom Andy Sumner bereits im Sommer. Die globale Armut ist laut UN seit 1998 nicht mehr gestiegen.

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