Aserbaidschan und Armenien haben ihren Territorialdisput zu lange verschleppt. Moskau profitierte vom Patt. Doch nun will Ankara mehr.
Eine „Kriegsgeneration“: So nennt die aus Aserbaidschan stammende Journalistin Arzu Geybulla ihre Kohorte, die zum Zeitpunkt des ersten Krieges um Berg-Karabach die Kindheit erlebte. 1994 wurden die Kampfhandlungen zwar von einem Waffenstillstand abgelöst. Doch der Konflikt war damit nicht beendet. Es war seit jeher ein kalter, von Gewehrssalven unterbrochener Friede. Die seit mehr als einer Woche währenden neuerlichen Gefechte in und um die Konfliktregion illustrieren, wie gefährlich ungelöste, eingefrorene Konflikte sind: Sie können in Sekundenschnelle wieder auftauen.
Leidtragende der verfahrenen Situation sind jetzt und seit vielen Jahren die Bewohner des Konfliktgebiets und der angrenzenden Territorien, die direkt unter den Feindseligkeiten leiden. Aber auch die Folgen des Nachbarschaftskonflikts auf die breitere armenische und aserbaidschanische Gesellschaft sind verheerend: Geybullas „Kriegsgeneration“ ist nicht die letzte geblieben. Weitere sind gefolgt.