Corona

Salzburg verschärft Maßnahmen - Kuchl kommt unter Quarantäne

Ein geschlossener Gastgarten in der Gemeinde Kuchl im Tennengau am Donnerstag.
Ein geschlossener Gastgarten in der Gemeinde Kuchl im Tennengau am Donnerstag.APA/BARBARA GINDL
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Veranstaltungen ohne zugewiesene Sitzplätze werden in ganz Salzburg verboten. Schüler ab der neunten Schulstufe werden im Zentralraum Salzburg auf Homeschooling umgestellt.

Salzburg verschärft wegen der steigenden Zahl der Corona-Infektionen seine Maßnahmen. Die Lage sei „dramatisch“, sagte Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) am Donnerstag. Wenn die Zahl der Hospitalisierungen weiter so steige wie in den vergangenen Tagen, stehe man in knapp zwei Wochen „an der Grenze der Versorgbarkeit". Daher gebe es die „unbedingte Notwendigkeit, Maßnahmen zu setzen, um nicht in einen Lockdown hineinzugehen“.

Eine Gemeinde ist besonders betroffen: „Die Situation in Kuchl läuft völlig aus dem Ruder“, warnte Haslauer. Der Ort wird unter Quarantäne gestellt, die Aus- und Einreise untersagt - ausgenommen sind etwa Warenlieferungen und systemrelevante Arbeitskräfte. Für die rund 7400 Bewohner Kuchls gelten Ausgangsbeschränkungen. Nur Sport, Spazieren, Nachbarschaftshilfe und Einkaufen bleiben erlaubt. Hotels und Lokale in der Gemeinde müssen zusperren.

Bürgermeister: „Absolut überraschend“ 

Der Bürgermeister der 7450-Einwohner-Gemeinde, Thomas Freylinger (ÖVP), zeigte sich am Donnerstagnachmittag einigermaßen überrascht von der Entscheidung des Landes: "Wir haben erst am Dienstag eine Verschärfung gehabt. Wir sind davon ausgegangen, dass diese Maßnahmen reichen und dass dadurch die Infektionszahlen nach unten gehen. Dass es innerhalb von 48 Stunden zu so einer Verschärfung kommt, war absolut überraschend."

"Ich bin gestern am Abend vom Landeshauptmann angerufen worden, dass eine mögliche Quarantäne im Raum steht. Dass sie tatsächlich kommt, habe ich aber erst heute aus der Pressekonferenz erfahren", so Freylinger. Die Herausforderung sei nun, binnen kürzester Zeit die dringlichsten Fragen für die Bürger in Kuchl zu beantworten. "Es ist zum Beispiel nicht geregelt, was Schlüsselarbeitskräfte sind. Was passiert mit Eltern mit getrenntem Sorgerecht? Was mit Eltern mit hospitalisierten Kindern? Wer entschädigt für Pönalzahlungen? Ist es ein bezahlter Urlaub für Mitarbeiter, wenn sie nicht aus- oder einpendeln können? Wie wird das in den Unternehmen entschieden", nannte Freylinger einige Beispiele.

Bildungsampel auf „orange"

Der Tennengau werde am Donnerstagabend auf der Corona-Ampel auf „Rot“ gestellt, kündigte Haslauer an. Zudem springt (in Absprache mit Bildungsminister Heinz Faßmann) die Bildungsampel auf „Orange“. Schüler ab der neunten Schulstufe werden daher im Zentralraum Salzburg (Tennengau, Flachgau, Pongau und Stadt Salzburg) auf Homeschooling umgestellt.

Im gesamten Bundesland kommt zudem ein Verbot von Veranstaltungen ohne zugewiesene Sitzplätze (indoor wie outdoor) sowie von privaten Zusammenkünften außerhalb des Wohnbereiches. Bei Begräbnissen gibt es eine Obergrenze von 100 Personen. In der Gastronomie führt Salzburg eine Registrierungspflicht ein. Lokale, die keine Daten erheben, müssen zusperren.

Die Maßnahmen gelten ab 17. Oktober, 0 Uhr, bis 1. November, 24 Uhr.

„Viele haben Symptome, lassen sich aber nicht testen"

Landessanitätsdirektorin Petra Juhasz beklagte am Donnerstag mangelnde Kooperationsbereitschaft in Teilen der Bevölkerung. "Wir haben in Kuchl keine Cluster mehr feststellen können", erklärte sie. "Es gab beim Angeben möglicher Kontaktpersonen von Infizierten keine Kooperation mehr. Viele haben Symptome, lassen sich aber nicht testen, um nicht in Quarantäne zu müssen." In sozialen Medien werde sogar dazu aufgerufen, unkooperativ zu sein und sich nicht an die Maßnahmen zu halten.

Vor nicht ganz zwei Wochen lag die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner im Bundesland Salzburg noch bei rund 30, laut AGES erreichte sie mit Mittwochnachmittag bereits einen Wert jenseits der 100.  Der Tennengau nimmt mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 352,8 Fällen je 100.000 Einwohner (ebenfalls Stand Mittwochnachmittag) österreichweit mit deutlichem Abstand die unrühmliche Spitzenposition ein. Bereits seit Dienstag gilt in dem Bezirk unter anderem ein Verbot von Veranstaltungen und Privatpartys außerhalb des Wohnraums.

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