Coronavirus-Impfstoff

EU-Kommission: Bis zu einer Corona-Impfung werden Monate vergehen

Archivbild von EU-Kommissionsvizepräsident Maroš Šefčovič bei einem Besuch in London Anfang September.
Archivbild von EU-Kommissionsvizepräsident Maroš Šefčovič bei einem Besuch in London Anfang September.APA/AFP/ISABEL INFANTES
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EU-Kommisar Šefčovič appelliert an die Bevölkerung, sich weiterhin verantwortungsvoll zu verhalten. Denn niemand könne sagen, wann die Pandemie beendet werden könne.

Für die Corona-Krise ist nach Einschätzung der EU-Kommission keine schnelle Lösung durch Impfungen in Sicht. "Es wird noch Monate dauern, bis ein Impfstoff gefunden und verteilt ist", sagte Kommissionsvizepräsident Maroš Šefčovič am Mittwoch im Europaparlament in Brüssel. Niemand wisse heute, wann die Pandemie endlich vorüber sein werde.

Er appellierte an die Bürger, mit ihrem Verhalten bei der Eindämmung der Pandemie zu helfen. "Niemand in Europa will einen zweiten Lockdown", sagte Šefčovič . "Deshalb rufe ich alle europäischen Bürger auf, sich verantwortungsvoll zu verhalten."

Die EU-Kommission ist unter anderem damit befasst, für alle EU-Staaten Vorverträge über mögliche künftige Impfstoffe abzuschließen. Neben den drei bereits öffentlich bekannten Verträgen seien drei weitere in der Abschlussphase, sagte Šefčovič .

Impf-Reihenfolge von Impfstoff abhängig

Der Vorsitzende des Weltärztebunds, Frank Ulrich Montgomery, riet unterdessen am Dienstag von einer verfrühten Entscheidung ab, welche Menschen als erstes gegen Corona geimpft werden sollen. "Ich wäre dagegen, jetzt schon eine Subdifferenzierung vorzunehmen", sagte Montgomery. "Wichtig ist, überhaupt erst einmal Impfstoffe zur Verfügung zu haben."

Wer dann als erstes geimpft werden solle, hänge auch davon ab, welches Vakzin zur Verfügung stehe, sagte Montgomery. "Da die auf unterschiedlichen pharmakologischen Prinzipien beruhen, wird es welche geben, die zum Beispiel bei älteren Menschen nicht wirken oder nicht so sicher sind wie andere."

USA und China hoffen auf Impfstoff noch 2020

In den USA und China hofft man bereits bald auf eine Erfolgsmeldung bei der Impfstoff-Entwicklung. Der Arzneimittelhersteller Moderna erwartet mit etwas Glück eine US-Notfallzulassung für den eigenen Corona-Impfstoff im Dezember. Die Voraussetzung dafür sei, dass Moderna im November in einer Studie positive Zwischenergebnisse erziele, führte der Vorstandsvorsitzende Stephane Bancel auf einer Veranstaltung des "Wall Street Journal" aus.

Mit einer Notfallzulassung der amerikanischen Behörde für Nahrungs- und Arzneimittel (FDA) könnten Teile der US-Bevölkerung - zum Beispiel medizinisches Personal oder ältere Menschen - auch vor der offiziellen Zulassung geimpft werden.

Am Freitag hatte bereits der US-Pharmakonzern Pfizer, der mit der deutschen Firma Biontech kooperiert, angekündigt, möglicherweise im November eine Notfallzulassung in den USA für seinen Impfstoff zu beantragen. Die Voraussetzung sei, dass die Daten zu Wirksamkeit und Sicherheit bei der laufenden Erprobung positiv seien

Moderna und Pfizer/Biontech gehören zu den Firmen mit besonders aussichtsreichen Impfstoff-Kandidaten. Sie erforschen bereits in der entscheidenden Phase mit Tausenden Probanden, ob ihre Mittel tatsächlich vor einer Corona-Infektion schützen.

Auch das chinesische Pharmaunternehmen Sinopharm hat seinen potenziellen Corona-Impfstoff bisher an rund 60.000 Menschen in einer entscheidenden Phase-III-Studie getestet. Dabei seien keine schwerwiegenden Nebenwirkungen festgestellt worden, sagt Konzernchef Liu Jingzhen auf einer Pressekonferenz der Regierung. Im kommenden Jahr könnte das Unternehmen in der Lage sein, mehr als eine Milliarde Dosen des Impfstoffs herzustellen.

(APA/dpa/AFP/Reuters)

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