Hypo Alpe: Neuer Beschuldigter aus Post-Kulterer-Ära

Hypo Kaernten Neuer Beschuldigter
Hypo Kaernten Neuer Beschuldigter(c) AP (Gert Eggenberger)
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Die Bank entlässt mit dem früheren Risiko-Vorstand einen hochrangigen Mitarbeiter. Nun tauchen auch Problemfälle aus der Zeit nach Kulterer auf. Damit sinken die Chancen der Bayern auf Schadenersatz.

Wien. Die Hypo Alpe Adria hat sich vom früheren Risiko-Vorstand Wolfgang Peter getrennt. Dieser war nach seinem Ausscheiden aus dem Führungsteam im April 2010 weiter für die Bank tätig. „Wir haben das Dienstverhältnis jetzt vorzeitig gelöst“, sagte Wolfgang Peschorn, Präsident der Finanzprokuratur und Leiter der von Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) eingesetzten „CSI Hypo“, zur „Presse“.

Bei der Durchsicht der Akten soll sich der Verdacht erhärtet haben, dass unter der Verantwortung von Peter ein Finanzierungsgeschäft in beachtlicher Höhe genehmigt wurde, ohne dass es dafür ausreichende Sicherheiten gegeben haben dürfte.

Peter war für die „Presse“ nicht erreichbar. Dem Vernehmen nach bestreitet er die Vorwürfe. Es gilt die Unschuldsvermutung. Ob er gegen die Entlassung gerichtlich vorgehen wird, war am Donnerstag unklar.

Was wusste die BayernLB?

Der jüngste Vorfall ist aus mehreren Gründen bemerkenswert. Denn der Manager gehörte der Nach-Kulterer-Ära an. Der in der Vorwoche festgenommene Hypo-Chef Wolfgang Kulterer nahm 2006 den Hut. Ihm werden Betrug und Untreue vorgeworfen, was dieser zurückweist. Peter hatte mit Kulterer nichts zu tun. Er wurde vom Vizechef der Grazer Wechselseitigen, Siegfried Grigg, der nach Kulterer vorübergehend die Geschäfte der Bank leitete, in den Vorstand geholt. Auch der spätere Hypo-Eigentümer, die Bayerische Landesbank, vertraute dem Manager.

Mit der Entlassung erhärtet sich der Verdacht, dass es auch nach dem Ausscheiden von Kulterer zu Malversationen gekommen sein könnte. Findet die CSI Hypo weitere Problemfälle aus der jüngsten Vergangenheit, sinken die Chancen der BayernLB auf Schadenersatz. Die BayernLB, die von 2007 bis Ende 2009 die Geschäfte der Hypo kontrollierte, und deren Manager versicherten stets, dass unter ihrer Führung alles korrekt abgelaufen sei.

Laut Peschorn wird der frühere Hypo-Manager Peter von der Staatsanwaltschaft als Beschuldigter geführt. Die Bank schloss sich der Strafanzeige gegen ihn als Privatbeteiligten an. Damit kann sie bei einer allfälligen Verurteilung den Schaden, der aus der Kreditgewährung entstanden sein soll, einfordern.

Ermittler weiten Tätigkeit aus

Seit der Verstaatlichung der Hypo Alpe Adria im Dezember 2009 arbeitet die CSI Hypo alle größeren Geschäftsfälle der vergangenen zehn Jahre auf. Bislang wurde ein Schaden von 300 Mio. Euro entdeckt. Das Geld soll der Bank durch frühere Manager und Geschäftspartner entzogen worden sein. Die Justiz hat 40 Beschuldigte im Visier. In der Anfangsphase nahm die CSI Hypo vor allem brisante Fälle aus der Zeit vor der Übernahme durch die BayernLB unter die Lupe. Nun wollen sich die Ermittler verstärkt die Osteuropa-Expansion unter der Leitung der BayernLB ansehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2010)

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