Der untergetauchte Premier, Nikol Paschinjan, verteidigt die Unterzeichnung des Deals über Berg-Karabach. Doch die Bürger fühlen sich von dem einstigen Volkshelden betrogen. Sicherheitsgefühl und Selbstverständnis sind schwer getroffen.
Moskau/Jerewan. Tausende jubelten Nikol Paschinjan zu, als er auf dem Platz der Republik stand, damals im Mai 2018. In diesen Tagen haben sich dort wieder Tausende versammelt. Sie beschimpfen Paschinjan als „Verräter“. Paschinjan kam vor mehr als zwei Jahren in einer friedlichen Revolution an die Macht. Er versprach den Armeniern viel. Er wollte gegen die grassierende Korruption in den Streitkräften vorgehen, die Armee auf Vordermann bringen und den Kriegsveteranen stellte er ein Leben in Würde in Aussicht. Auch für das Gebiet Berg-Karabach sollte es „dauerhaften Frieden“ geben.
Das Gegenteil davon ist eingetreten. Unter Paschinjan muss die kleine Südkaukasus-Republik nun eine Niederlage gegen Aserbaidschan im Konflikt um Berg-Karabach verkraften. Am Donnerstag verteidigte sich der seit Tagen untergetauchte Premier. Er sprach von „Provokationen“ seiner Gegner und rief die Bürger auf, Protesten fernzubleiben. Es habe aufgrund der militärischen Unterlegenheit keine andere Möglichkeit als die Unterzeichnung gegeben.