"Salondame"

Schauspielerin Senta Wengraf 96-jährig verstorben

Senta Wengraf im Jahr 2003 bei der Übergabe des Archivs von Marcel Prawy an die Stadt Wien. Im Bild links: der damalige Kulturstadtrat Mailath-Pokorny, rechts Bürgermeister Michael Häupl.
Senta Wengraf im Jahr 2003 bei der Übergabe des Archivs von Marcel Prawy an die Stadt Wien. Im Bild links: der damalige Kulturstadtrat Mailath-Pokorny, rechts Bürgermeister Michael Häupl.(c) Clemens Fabry/Die Presse
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Die bekannte Film- und Fernsehschauspielerin („Sisi") war langjähriges Ensemble-Mitglied am Theater an der Josefstadt und "Lebensmensch" und Erbin von Marcel Prawy.

Im Film spielte sie mit Romy Schneider und O. W. Fischer, im Fernsehen ("Familie Leitner") wurde sie zur Schwiegertochter der Nation, auf der Bühne verkörpert sie gern die kultivierte, gebildete Salondame: Die Wiener Schauspielerin Senta Wengraf verstarb im Alter von 96 Jahren, wie der „Kurier“ zuerst aus dem Umfeld ihrer Familie erfahren hat. Wengraf war von 1978 bis 1998 Ensemblemitglied am Theater in der Josefstadt.

Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer zeigt
sich in einer ersten Stellungnahme betroffen: „Senta Wengraf wird uns allen unter anderem als Gräfin Bellegarde an der Seite von Romy Schneiders Sissi in Erinnerung bleiben. Sie hat als Filmschauspielerin die österreichischen Nachkriegsjahre entscheidend mitgeprägt und die wichtigsten Theaterbühnen des deutschsprachigen Raums sowie zahlreiche unvergessliche Fernsehproduktionen mit ihrer Bühnenpräsenz und ihrem Charme bereichert. Meine Gedanken sind bei ihren Angehörigen und Freunden."

Volkstheater-Debüt im Jahr 1946

Wengraf wurde am 10. Mai 1924 in Wien geboren. Die Tochter eines Versicherungsdirektors besuchte nach der Matura in Wien die Schauspielschule und debütierte 1946 am Volkstheater. Weitere Theaterstationen der Schauspielerin waren das Burgtheater, das Salzburger Landestheater, das Nationaltheater Mannheim, die Städtischen Bühnen Frankfurt/Main und das Düsseldorfer Schauspielhaus. Im Theater an der Josefstadt debütierte sie 1955 als Anne in "Die liebe Familie" von Felicitas Douglas.

Ihr Filmdebüt gab Wengraf 1946 in dem Streifen "Glaube an mich" (Regie: Geza von Cziffra), dem ersten österreichischen Spielfilm nach dem Zweiten Weltkrieg. In der Folge spielte sie in zahlreichen Streifen mit Partnern wie Marika Rökk ("Das Kind der Donau", 1949), Josef Meinrad ("Mein Freund Leopold", 1950) oder in den "Sissi"-Filmen mit Romy Schneider und O. W. Fischer. Auch in vielen Fernseh-Produktionen und Hörspielen wirkte die Schauspielerin mit. Am Theater in der Josefstadt spielte sie 1998 ihre letzte Rolle in Ödön von Horváths "Glaube Liebe Hoffnung".

Auch im wirklichen Leben ist die Schauspielerin, die in jungen Jahren mit Graf Christoph Herberstein verheiratet war, aus dem Wiener Gesellschaftsleben nicht wegzudenken. Jahrzehnte lang war sie als "Muse" von Marcel Prawy präsent. Nach dessen Tod im Februar 2003 übergab die als Erbin eingesetzte Wengraf das in seinen legendären Plastiksackerln zusammengetragene Archiv an die Wiener Stadt- und Landesbibliothek. 1999 wurde in dem Buch "Österreichs First Ladies" ihre enge Beziehung zum Ex-Bundeskanzler Bruno Kreisky "geoutet", die 18 Jahre lang, bis zu Kreiskys Tod, währte.

(APA/Red.)

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