Wiederholungstäter im Provozieren

Von einer Partei, die im Spiel Muezzins abschießen lässt, sollte sich niemand zum Landeshauptmann wählen lassen.

Wie reagiert man auf gezielte Provokationen? Wieder einmal ist es die FPÖ, die diese Frage auslöst. Nach der rassistischen Anspielung auf das „Wiener Blut“ ist es nun die Jagd auf Muezzins per Internetspiel, die für Aufmerksamkeit sorgen soll. Der Umgang damit ist schwierig: Wer protestiert, spielt den Provokateuren in die Hände und löst genau den für den Wahlkampf gewünschten Wirbel aus. Wer die Sache absichtlich ignoriert, lässt einen Tabubruch zu.

Im Fall des Internetspiels der steirischen FPÖ ist aber eine Grenze überschritten: Wenn eine politische Partei in einem Spiel Menschen abschießen lässt, dann hört sich der Spaß auf. Ignorieren ist da keine Option mehr. Wer mit einem derartigen Spiel punkten will, verlässt den demokratischen Konsens dieser Republik. Dass sich die Staatsanwaltschaft nun damit befasst, ist immerhin eine löbliche Entscheidung der in letzter Zeit so gescholtenen Justiz. Man sollte nicht vergessen, dass es nicht der erste Vorfall ist: Immerhin sitzt eine wegen Verhetzung vorbestrafte Grazer FPÖ-Mandatarin im Parlament.

Entscheidend wird jetzt sein, wie die steirische SPÖ und ÖVP auf die Sache reagieren. Immerhin könnte es passieren, dass man bei der Landeshauptmannwahl auf die FPÖ angewiesen ist. Doch auf die Unterstützung einer derartigen Partei sollte man tunlichst verzichten. (Bericht: Seite 3)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Fischer AntiMinarettspiel wirkliche Geschmacklosigkeit
Politik

Fischer: Anti-Minarettspiel "wirkliche Geschmacklosigkeit"

Die Reife einer Demokratie werde auch an den Wahlkämpfen gemessen, so der Präsident. Mit dem Vorstoß von IGGiÖ-Präsident Schakfeh ist er nicht ganz glücklich.
Moschee babaSpiel deaktiviert
Politik

"Moschee baba": Justiz lässt Minarett-Spiel sperren

Das umstrittene Anti-Minarett-Spiel der steirischen FPÖ ist auf Antrag der Staatsanwaltschaft gesperrt worden. Die FPÖ will berufen und spricht von politischer Einflussnahme auf die Justiz.
aergernis FPoePolitiker kritisieren AntiMinarettSpiel
Politik

"Ärgernis": FPÖ-Politiker kritisieren Anti-Minarett-Spiel

Das Spiel "Moschee baba" der steirischen FPÖ sorgt auch parteiintern für Kritik. FP-Chef Strache findet "Spiele im Wahlkampf nicht angebracht". Es handle sich aber um eine Angelegenheit der Landes-Partei.
New Articles

"Moschee baba": Justiz ermittelt wegen Minarett-Spiels

Der steirische Diözesanbischof Egon Kapellari warnt vor Verhetzung: Das Spiel sei "strikt abzulehnen". Die FPÖ verteidigt sich: Es handle sich um einen "Sturm im Wasserglas“.
Moschee baba Gruene zeigen
Politik

"Moschee baba": Grüne zeigen steirische FPÖ an

Die Grünen zeigen die FPÖ wegen Verhetzung an. Grund ist ein Online-Spiel, bei dem mit Stopp-Schildern auf Minarette und Muezzine "gefeuert" wird. Die FPÖ bezeichnet das Spiel als "völlig harmlos".

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.