Der Rechnungshof-Rohbericht ist fertig - die Prüfer orten Missmanagement und fehlende Kostenkontrolle. Misswirtschaft und Überforderung sind Gründe für die Kostenexplosion.
Wien. Für dieses Wochenende ist die Führungsspitze des Flughafens Wien mit einer Lektüre versorgt, die spannender nicht sein könnte: Knapp 300 Seiten hat der Rechnungshof-Rohbericht zum Finandebakel rund um den neuen Terminal Skylink. Das Konvolut, das am Freitag dem Flughafen und seinen beiden Hauptaktionären, den Ländern Wien und Niederösterreich, zugestellt worden ist, liest sich wie ein Krimi - ohne Happyend. Die Kritik - Chaos bei Planung und Baumanagement, fehlende Kontrolle - lässt nur einen Schluss zu: Misswirtschaft und Überforderung sind die Hauptgründe für die Kostenexplosion auf 830 Mio. Euro.
Seit 23. Oktober durchkämmen die Prüfer des Rechnungshofs (RH), die erst nach einer Gesetzesänderung Zutritt bekamen, die Unterlagen zum Skylink. Ihre wichtigsten Schlussfolgerungen:
► Planung: Geld wurde schon verbrannt, lange bevor der erste Spatenstich erfolgte. Der Terminal war usprünglich doppelt so groß projektiert. Als nach den Terroranschlägen von 9/11 der Luftverkehr stark zurückging, wurde das Bauvorhaben auf die Hälfte redimensiert. Die damals veranschlagten Kosten: 420 Mio. Euro. Die Umplanung hat viel Geld verschlungen.
► Wahl der Architekten: Die Jury reihte zwei Projekte, die völlig diametral ausgerichtet waren, an die erste Stelle. Dann wurde die Jury abgesetzt, und der Vorstand selbst gab Itten+Brechbühl/Baumschlager-Eberle den Zuschlag. „Architektur" siegte über „Funktionalität" (Projekt Frank&Partner). Frank klagte, weil er viele Ideen beim mehrfach umgearbeiteten Itten-Konzept wiederfand, und gewann beim OGH. Der jahrelange Prozess verschlang viel Geld.
► Sonderprojekte: Um die Kosten niedrig zu halten, wurde eine ganze Reihe von „Sonderprojekten", die auch, aber nicht unmittelbar dem Skylink zuzurechnen sind, ausgelagert. Das sind etwa die Sicherheitsmaßnahmen, die Gepäcksortieranlage und das Passagierleitsystem. Sie machen 100 bis 150 Mio. Euro aus. Die „Kostenwahrheit" hat gefehlt.
► Konsulenten: Bald nach Baubeginn 2004/05 begann das Budget zu wackeln - was der Vorstand mit Herbert Kaufmann an der Spitze immer in Abrede gestellt hat. Mehrfach wurde umgeplant, umdisponiert, neu strukturiert. Allerdings fehlte der Generalunternehmer, das Management hat jedoch seine Aufgabe als Bauherr nicht wahrgenommen. Die Projektleitung wurde öfter ausgetauscht. Parallel dazu wurden zig Berater engagiert, die mindestens 100 Mio. Euro verschlangen und das Chaos nur noch verschärften.
► Mängel: Bei der Beweissicherung wurden allein 700 Mängel am Bauvorhaben konstatiert.
Einen Monat hat der Flughafen nun Zeit für die Stellungnahme, drei Monate die Länder. Genug Zündstoff für die Landtagswahlen in Wien am 10. Oktober.