Coronavirus

WHO-Chef kritisiert die "Ich-Zuerst-Haltung" bei Impfstoff-Beschaffung

Ein syrischer Flüchtling erhält in Jordanien eine Impfung gegen das Coronavirus.
Ein syrischer Flüchtling erhält in Jordanien eine Impfung gegen das Coronavirus.APA/AFP/KHALIL MAZRAAWI
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WHO-Chef Tedros warnt vor "katastrophalem moralischem Versagen“ bei der Verteilung der Corona-Impfstoffe. Reiche Länder sollen über die internationale Impfinitiative Covax Dosen auch an arme Länder verteilen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat erneut die gewaltige Kluft bei den Corona-Impfungen zwischen den reichen und den armen Ländern scharf kritisiert. Während in mindestens 49 wohlhabenden Staaten inzwischen 39 Millionen Dosen verabreicht worden seien, liege die Zahl der gespritzten Dosen in einem der ärmsten Länder bei gerade einmal 25, sagte der WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag zum Auftakt einer mehrtägigen Sitzung des WHO-Exekutivrates. „Nicht 25 Millionen; nicht 25.000; nur 25“, so Tedros.

"Ich muss unverblümt sagen: Die Welt steht am Rand eines katastrophalen moralischen Versagens", kritisierte der WHO-Chef. Die Zahl der bilateralen Verträge reicher Staaten mit den Impfstoffherstellern nehme deutlich zu. Während im vergangenen Jahr 44 solche Kontrakte geschlossen worden seien, seien es in den ersten Tagen 2021 bereits zwölf, sagte Tedros. Diese "Ich-Zuerst-Haltung" gefährde nicht nur die Bevölkerung in den armen Ländern, sondern werde zu einer Verlängerung der Dauer der Pandemie führen, warnte Tedros. Er appellierte an die reichen Länder, die sich viel Impfstoff gesichert hätten, ihre Zusagen einzuhalten und Dosen auch über die internationale Corona-Impfinitiative Covax an die 92 angeschlossenen Länder zu verteilen.

„Sehr bald“ 100.000 Covid-Opfer pro Woche

Weltweit rechnet die WHO "sehr bald" damit, dass die Zahl der an oder mit Covid-19 Verstorbenen die Marke von 100.000 pro Woche überschreitet. Vergangene Woche waren es 93.000, sagte WHO-Experte Mike Ryan am Montag. In Europa stabilisiere sich die Zahl der Infektionen und Tode auf hohem Niveau. Aktuell würden 47 Prozent aller Toten auf dem amerikanischen Kontinent gezählt. Die Situation sei dynamisch und werde durch Mutationen verkompliziert.

(APA/dpa)

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