Anthropologie

Zu viel Arbeit: Hört auf, euch so zu plagen!

Jäger und Sammler lebten über 95 Prozent der Menschheitsgeschichte besser, als viele glauben – und arbeiteten dafür halb so viel wie wir heute. Wie kam es zum Kult der Arbeit? Das fragt sich der Anthropologe James Suzman in seinem Buch „Work“.

Oscar Wilde konnte nicht nur spotten, er schwärmte auch von der Zukunft: Die Zeit werde kommen, „wo die Maschinen alle notwendigen und unangenehmen Arbeiten verrichten“. Und dann könnten wir Menschen „schöne Dinge tun, oder schöne Dinge lesen, oder einfach die Welt betrachten, mit Bewunderung und Entzücken“. Wozu Automaten heute in der Lage sind, übertrifft die Imagination des Dichters. Aber was machen wir, wo doch unsere materiellen Bedürfnisse besser befriedigt sind als je zuvor? Wir fürchten, die Roboter könnten uns die Arbeit wegnehmen. Dabei bereitet sie uns auch heute wenig Freude: Laut globalen Umfragen empfinden nur 15 Prozent ihren Job als erfüllend. Was ist da los?

Haben wir zu großen Respekt davor, wie weit die Ahnen es mit harter Arbeit gebracht haben? Im Naturzustand, spekulierte Thomas Hobbes, war das Leben „scheußlich, brutal und kurz“. Davon gingen wir lang aus, auch die Wissenschaft. Die Gegenbilder hielten wir für naive Mythen: Rousseaus „edle Wilde“, das Goldene Zeitalter, der Garten Eden. Aber wenn die einstigen Buschmänner der Kalahari-Savanne in den Messen der Missionare aus der Genesis hören, steht für sie fest: Aus dem Paradies, von dem ihr da erzählt, habt ihr uns eben erst vertrieben.

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