Wien

Toter zweieinhalb Monate in Wiener Wohnung vergessen

Die MA 15 prüft. Die interne Revision soll „einzigartige“ Panne klären.

Wien. Zweieinhalb Monate ist ein Toter in seiner Wohnung in Wien Hietzing offenbar „vergessen“ worden. Die Meldung, über die am Samstagabend zunächst das ORF-Radio und die ORF-TV-Sendung „Wien heute“ berichtet hatten, war am Sonntag Gesprächsstoff in der Bundeshauptstadt. Es handle sich um einen „einzigartigen“, noch nie da gewesenen Fall, hieß es beim zuständigen Gesundheitsdienst der Stadt Wien (MA 15). „Die interne Revision wurde mit der Überprüfung betraut“, teilte MA-15-Sprecherin Sonja Vicht mit.

„Fehler in Kommunikation“

„Der Fehler liegt eindeutig in der Kommunikation. Das Team der Totenbeschau hätte die Bestattung kontaktieren müssen. Warum das nicht geschehen ist, müssen wir uns anschauen“, erläuterte Vicht im Gespräch mit der APA. Man werde beim Kommunikationsablauf jedenfalls „eine zusätzliche Sicherheitsschleuse einbauen“, damit zukünftig Ähnliches nie wieder passiere, versicherte die Sprecherin.

Der Tote – ein 66 Jahre alter Mann – war am 11. November von einer Nachbarin gefunden worden, die sich um den alleinstehenden Schwerkranken gekümmert hatte. Die Nachbarin verständigte die Polizei, gab die Wohnungsschlüssel des Verstorbenen ab und ging davon aus, dass dieser nach der Totenbeschau, bei der mehrere Amtspersonen zugegen waren, von der Bestattung weggebracht wurde. Bei einer Wohnungsbegehung mit einem Notar fand die geschockte Nachbarin am 27. Jänner die nach wie vor in der Wohnung befindliche Leiche.

Mann starb eines natürlichen Todes

Die sterblichen Überreste des Mannes – er war nachweislich eines natürlichen Todes gestorben – wurden nunmehr umgehend weggebracht. Sie werden in Kürze „würdevoll der letzten Ruhe zugeführt“, versprach die MA 15.

In strafrechtlicher Hinsicht dürfte es mangels Vorliegen eines Tatbestands allerdings keine Konsequenzen geben. Seitens der Landespolizeidirektion hieß es am Sonntag auf APA-Anfrage, es seien bisher keine Ermittlungsaufträge eingegangen. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2021)

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