Mit Falten gestalten: Zu prachtvoll zum Kleckern

Das Hofmobilien Depot zeigt bis 23. Jänner die Ausstellung ''Gefaltete Schönheit''.
Das Hofmobilien Depot zeigt bis 23. Jänner die Ausstellung ''Gefaltete Schönheit''.(c) Iris Hasler
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Das Hofmobilien Depot widmet mit "Gefaltete Schönheit" der Fertigkeit des Serviettenfaltens eine Ausstellung. Der Katalane Joan Sallas hat dafür rund 200 Meter Stoff in Tiere, "Schaugerichte" und abstrakte Objekte verwandelt.

Als "Serviettenkünstler" möchte er nicht bezeichnet werden, stellt Joan Sallas gleich zu Beginn klar. Deshalb zeige er auch keine "Serviettenausstellung, sondern eine Faltausstellung" - auch wenn sich im Wiener Hofmobiliendepot derzeit meterweise weiße Stoffservietten türmen. Als Blumen, Schlösser und Schiffe, als Berglandschaften, Schlangen, Adler, Schwäne und sonstigem Getier oder in Form von klassischen Tischdekorationen wie der Bischofsmütze, Rollen oder dem Fächer. Seit Mitte Juni hat er mit seinen Fingern rund 200 Laufmeter Stoff gefaltet, oder wie man im Fachjargon korrekt sagt: "Servietten gebrochen".

Der 47-jährige Katalane ist "Botschafter der Falten" und erforscht seit vielen Jahren die Geschichte des Stoffbrechens, das wohl eher als Fertigkeit denn als Kunst zu bezeichnen ist. Deshalb zeige die Schau "Gefaltete Schönheit" (bis 23.01.2011) auch vielmehr das "Ergebnis meiner Forschung in Faltform". "Mir geht es um die Frage, wann und wo diese Technik entstanden ist", erklärt Sallas.

So sei es zum Beispiel ein hartnäckiger Irrglaube, dass die Falttradition in Asien entstanden sei. In Europa habe es "das erste schriftliche Traktat über Falttechniken" bereits 1629 gegeben "und damit 200 Jahre früher als in Japan". Ebenso hätte die japanische Origami-Kunst nichts mit den Falttechniken von Stoffen zu tun, auch wenn beide natürlich miteinander verwandt wären. Das Serviettenbrechen ist also auch ein europäisches Kulturgut, prinzipiell hätten aber alle Völker Falttraditionen entwickelt.

Eine Schlange, gefalten aus vielen Metern Stoff.
Eine Schlange, gefalten aus vielen Metern Stoff.(c) Iris Hasler /

Schaugerichte aus Essen und Servietten

Gefaltet wurde aber nicht immer alleine zu dekorativen Zwecken. So konnte Sallas etwa anhand von Leonardo Da Vincis berühmter "Mona Lisa" feststellen, das es sich bei der Faltung ihrer Ärmel um eine genau beabsichtigte, streng kalkulierte Form handelt, die vor allem der anatomischen Anpassungsfähigkeit und damit der Beweglichkeit dient. Weiters erklärt die Ausstellung, angefangen bei ägyptischen Faltbriefen, gefalteten Brustkrägen und Kopftücher aus dem 14. und 15. Jahrhundert bis hin zur sogenannten Rundfalte, Schlussfalte oder der Schuppenfalte "Spinapesce" die verschiedenen Elemente der Falttechnik über alle Bereiche hinweg.

Das imposanteste der Schaugerichte.
Das imposanteste der Schaugerichte.(c) Iris Hasler /

Als Kern werden knapp 40 "Schaugerichte" gezeigt, die als dekorative Tischaufsätze während der Renaissance- und Barockzeit äußerst beliebt waren. Zu herausragenden gesellschaftlichen Anlässen wurde die Festtafel mit Schauessen aus essbaren Materialien wie Obst, Gemüse, Salat, Pasta, Zuckerwerk oder Butter oder auch nicht essbaren Elementen wie Holz, Wachs und gefalteten Servietten verziert. Neben dem ästhetischen hatten diese vor allem auch einen symbolischen Wert.

Obelisken auf Tellern, Fächer in Gläsern

Eigene Kreationen von Sallas, der das Falten als kleiner Bub von seinem Großvater lernte, sind nicht Bestandteil der Schau: "Hier sind nur entschlüsselte und nachgefaltete historische Modelle zu sehen". Zu diesen zählen auch die Exponate im zweiten Teil der Ausstellung, die sich auf die verschiedenen Falttraditionen vom 17. Jahrhundert bis heute konzentriert. "Um die Leute, die nach gewöhnlichen Servietten suchen, zufrieden zu stellen", meint Sallas. Und so findet sich dort das, was man gemeinhin mit "Serviettenfalten" verbindet: Weiße Tischdekorationen von Obelisken, Taschen, Rollen, Lilien, Servietten in Gläsern, Mützen und die Falttraditionen der Königshäuser.

Servietten in Stern-Form
Servietten in Stern-Form(c) Iris Hasler /

Wer sich selbst an unterschiedlichen Falttechniken versuchen will, erhält dazu auch Gelegenheit: Auf zwei Tischen liegen mehrere Serviettenstapel auf, die nach einer Videoanleitung bearbeitet werden können. Darüber hinaus wird der in Deutschland lebende Sallas einmal im Monat nach Wien kommen, um Workshops, Vorträge und spezielle Kurse für Kinder zu leiten.

Gefaltete Schönheit

"Gefaltete Schönheit - Meisterwerke der Serviettenfaltkunst"

8. September bis 23. Jänner 2011
Dienstag bis Sonntag: 10 - 18 Uhr, Montag Ruhetag
Eintritt: 6,90 / EUR 5,50 / EUR 4,50
Hofmobiliendepot - Möbel Museum Wien, Andreasgasse 7, 1070 Wien

www.hofmobiliendepot.at

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