Russland

Die polarisierte Provinz

Die russische Provinz ist längst nicht so beschaulich, wie es aus der Ferne scheint. Im Bilde in Glockenturm nahe dem Städtchen Kaljasin im Gebiet Twer.
Die russische Provinz ist längst nicht so beschaulich, wie es aus der Ferne scheint. Im Bilde in Glockenturm nahe dem Städtchen Kaljasin im Gebiet Twer.Getty Images
  • Drucken

Auch außerhalb von Moskau sind die politischen Erschütterungen rund um den Fall Nawalny zu spüren.

Keiner der beiden Männer will den Mund aufmachen. Die Fragen sind heikel: die Haftstrafe für Alexej Nawalny, der Palast des Präsidenten, die Proteste. „Wir leben in einem recht totalitären Staat. Da schweigt man besser“, sagt der Jüngere. In der lichtdurchfluteten Markthalle von Twer verkauft er goldgelben Honig in großen Trögen: Wiesenhonig, Lindenhonig, Buchweizenhonig. Sein Kunde, ein 62-Jähriger in schwarzer Freizeitkluft, lässt sich gleich mehrere Plastikeimer geben. Pensionisten in Twer bekämen an die 100 Euro Pension im Monat, erzählt er. Gerade habe er noch Geld.

Dann sprudelt es aus ihm heraus. Warum Menschen wie er kein normales Leben führen könnten, fragt der Mann, wenn doch russische Staatsfirmen wie Gazprom Milliarden verdienten. Eine Ungerechtigkeit. Nawalnys Doku? Natürlich hat er sie gesehen. Wladimir Putin sei Besitzer des Palastes, ist er überzeugt. „Und wenn schon“, wendet der Honigverkäufer ein. „Immerhin ist er Präsident.“ Es sei nichts dagegen einzuwenden, wenn der Kreml-Chef das Gebäude mit ehrlich verdientem Geld gebaut habe. Ist das so? Schulterzucken. „Schau dir Merkel an“, wendet sein Kunde ein. „Die lebt in einer Wohnung und geht selbst einkaufen.“ Unvorstellbar für russische Politiker.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.