Corona

Anschober zieht Zwischenbilanz: „Ein Jahr, das unsere Gesellschaft massiv verändert hat“

Rudolf Anschober
Rudolf Anschober(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Vor rund einem Jahr traten die ersten Covid-19-Fälle in Österreich auf. Gesundheitsminister Anschober zeigt sich „stolz“ auf die Österreicher und kündigt eine Strategie für ein Leben mit dem Virus nach der Impfung an.

Rund ein Jahr nach dem Auftreten der ersten Covid-19-Fälle in Österreich - am 25. März 2020 - hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober germeinsam mit Experten (Zwischen-)Bilanz gezogen: „Ein Jahr, das wir nicht vergessen werden, ein Jahr das unsere Gesellschaft massiv verändert hat“, sagte er in einer Pressekonferenz am Freitag über die vergangenen zwölf Monate. Wahrscheinlich habe es in den letzten Jahrzehnten kein Ergebnis gegeben, „das unser Leben so stark verändert hat“.

Anschober erinnerte an die erste Welle, die sich im Vergleich zu den späteren Kurven nachträglich als „kleiner Hügel“ darstelle. Der erste Lockdown habe sehr gut gewirkt, danach habe es fünf oder sechs „halbwegs normale Monate“ gegeben. Die zweite Welle sei dann gewaltig gewesen. Derzeit habe man (Stand Freitag: 1818 Neuinfektionen) eine sehr stabile Situation, erwarte aber leicht steigende Zahlen. Die Zahlen der Infektionen in den Alters-und Pflegeheimen seien aber dramatisch nach unten gegangen, auch die Todesfälle dort würden sinken, das zeige die Wirkung der Impfung.

Österreich bei Zahl der Tests international im Spitzenfeld

Im internationalen Vergleich hob Anschober die hohe Zahl der Testungen in Österreich hervor: Derzeit gibt es rund 200.000 bis 250.000 Tests pro Tag, die „Nasenbohrertests“ an den Schulen nicht eingerechnet.

Durch die Mutationen sei die Phase bis Ostern eine „wirkliche Risiko-Phase“. „Wir entscheiden diesen Weg gemeinsam, daher bitte sehr konsequent sein“, appellierte der Gesundheitsminister an die Bevölkerung. Er zeigte sich „wirklich stolz“ auf die Menschen in Österreich, „die allermeisten haben das wirklich toll gemacht in den vergangenen zwölf Monaten“.

Fünf Punkte nannte Anschober als entscheidend bei der Bekämpfung des Virus in den kommenden Wochen: die Mutationen möglichst gut zu kontrollieren, die FFP2-Masken, die Testungen, das Contact Tracing und die Impfungen. Dieses Wochenende will man die Grenze von 500.000 Impfungen überschreiten, 200.000 Menschen werden dann bereits zwei Impfdosen erhalten haben. Knapp nach Ostern sollen über eine Million Personen geimpft sein.

Klar sei aber: Auch mit der Impfung werde das Virus nicht verschwinden, betonte Anschober. Man arbeite daher bis Ostern an einer Strategie für das Leben mit dem Virus. In diese Kerbe schlug auch Günter Weiss von der Medizinischen Universität Innsbruck: „Corona wird Teil unseres Lebens bleiben, wir müssen lernen, damit zu leben.“

Entscheidung über Lockerungen am 1. März

Werden wir im Sommer wieder, wie im vorigen, „halbwegs normal“ leben können? Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl von der MedUni Wien wollte das so nicht voraussagen, sie gehe aber wegen steigender Temperaturen und der Impfungen doch von einer Besserung aus. Zu möglichen Öffnungsschritten „Richtung Ostern“ verwies Anschober auf die angekündigte Entscheidung am 1. März: „Der will ich nicht vorgreifen." Das System von Eintrittstests wie bei den körpernahen Dienstleistungen kann er sich etwa für den Kulturbereich jedenfalls „absolut“ vorstellen. Die Entscheidung zur Verlängerung der Ausreisebeschränkungen in Tirol soll noch im Laufe des Freitags fallen.

>>> Kurz schließt Öffnungen im März nicht aus

Der Psychiater Michael Musalek verwies darauf, dass neben der Corona-Pandemie auch eine „psychosozialen Pandemie“ grassiere. Bereits vor der Krise psychisch Erkrankte, Menschen mit wirtschaftlichen oder Beziehungs-Problemen, Alte und Jugendliche würden besonders leiden. Man müsse nun akzeptieren, dass die Situation so ist, wie sie ist. Und es sei wichtig zu erkennen, dass die Ausweglosigkeit, in der sich viele sehen, in Wahrheit nur eine Aussichtslosigkeit sei: „Auch wenn wir die Lösung noch nicht sehen, werden wir sie finden“, betonte der Psychiater.

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