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Italienischer Botschafter in Demokratischer Republik Kongo getötet

A general view of the locked entrance to the Level III Indian Field Hospital in Goma
A general view of the locked entrance to the Level III Indian Field Hospital in GomaREUTERS
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Bei einem Angriff auf einen Konvoi der UN-Friedenstruppen kamen Botschafter Attanasio und ein Polizist ums Leben.

Italiens Botschafter in der Demokratischen Republik Kongo ist bei einem bewaffneten Angriff getötet worden. Nach Angaben der Regierung in Rom wurde der Botschafter Luca Attanasio am Montag bei einem Überfall auf einen UN-Konvoi im Osten des Landes erschossen. Getötet wurden auch ein italienischer Militärpolizist und ein Fahrer. Präsident Sergio Mattarella und Regierungschef Mario Draghi verurteilten den Angriff.

Nach Angaben des Außenministeriums in Rom war der Botschafter in einem Konvoi der UN-Mission im Kongo (Monusco) mitgefahren. Ein ranghoher Diplomat in Kinshasa sagte dagegen, der Botschafter sei mit dem Welternährungsprogramm (WFP) unterwegs gewesen. Der Konvoi sei nördlich von Goma, der Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu, unter Beschuss geraten. Attanasio sei angeschossen worden und in einem Krankenhaus in Goma seinen schweren Verletzungen erlegen.

Das Welternährungsprogramm, das seinen Sitz in Rom hat, bestätigte, dass der Botschafter an einer Mission der UN-Organisation teilgenommen habe. Der Konvoi sei in Goma gestartet und habe ein Schulmahlzeitenprogramm des WFP in der Stadt Rutshuru besuchen wollen, erklärte die Organisation. Der Angriff habe sich auf einer Straße ereignet, die für Fahrten ohne Begleitschutz freigegeben gewesen sei.

Attanasio war 43 Jahre alt und nach Angaben des italienischen Außenministeriums seit 2017 Botschafter in Kinshasa. In den diplomatischen Dienst seines Landes war er 2003 eingetreten, er war bereits in der Schweiz, in Marokko und Nigeria im Einsatz.

Trauer in Italien

Italiens Präsident Mattarella verurteilte den "feigen Angriff" auf den Botschafter und den Militärpolizisten Vittorio Iacovacci. Ganz Italien trauere um die Staatsbediensteten, die in Ausübung ihres Amtes getötet worden seien, erklärte Mattarella. Er sprach den Familien aller drei Getöteten sein "tiefstes Beileid" aussprach.

Auch Ministerpräsident Draghi bekundete sein Beileid. Außenminister Luigi Di Maio brachte seine "große Betroffenheit und unermessliche Trauer" über das Attentat zum Ausdruck. Er unterbrach ein Treffen mit seinen EU-Kollegen in Brüssel und reiste umgehend nach Italien zurück.

Milizen sorgt für Unruhe im Osten des Landes

Die Demokratische Republik Kongo hat mit zahlreichen Konflikten zu kämpfen, vor allem im abgelegenen Osten des riesigen Landes. In den vier östlichen Provinzen kämpfen Dutzende von Milizen, darunter die Allied Democratic Forces (ADF), die für Hunderte Tote verantwortlich gemacht wird. Es geht auch um die Kontrolle der Bodenschätze. In der Region herrschte zudem zwei Jahre lang ein verheerender Ebola-Ausbruch, der im Juni für beendet erklärt wurde.

Die ADF kämpften ursprünglich im Nachbarland Uganda gegen den heute noch amtierenden Präsidenten Yoweri Museveni. In den 90er-Jahren wurden sie aus Uganda vertrieben und zogen sich in den Nordosten der Demokratischen Republik Kongo zurück, wo sie weiter aktiv sind. Laut UNO-Angaben töteten die ADF seit Anfang 2019 mehr als 1000 Zivilisten.

Attanasio ist bereits der zweite europäische Botschafter, der im Dienst im Kongo getötet wurde. Im Januar 1993 war der französische Diplomat Philippe Bernard bei Unruhen in Kinshasa ums Leben gekommen.

(APA)

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