Steuerpolitik

IV und Aktienforum fordern Abmilderung der Wertpapier-KESt

Vorschlag soll Menschen für Altersvorsorge am Kapitalmarkt  erwärmen.  Auf der Wunschliste von Industrie und Aktienforum steht auch eine Gleichbehandlung der Zinsen bei Fremd- und Eigenkapital.

Industriellenvereinigung (IV) und Aktienforum fordern eine Entlastung bei der seit Jahren bestehenden erhöhten Kapitalertragsteuer (KESt) auf Wertzuwächse bei Wertpapieren. Der Satz solle von 27,5 auf 25 Prozent wie für Dividenden gesenkt und eine Steuerfreiheit bei einjähriger Behaltedauer eingeführt werden. Damit könnten die Menschen zu Altersvorsorge am Kapitalmarkt animiert werden, argumentierten die Chefs von IV und Aktienforum, Georg Knill und Robert Ottel, am Mittwoch.

Eine Spekulationsfrist von einem Jahr, die es ja schon einmal gegeben habe, wäre jedenfalls eine positive Unterstützung, "Es geht um gezielte steuerliche Anreize", sagte Knill in einem Online-Pressegespräch: "Die KESt muss für Veräußerungsgewinne auf 25 Prozent gesenkt werden." Im EU-Schnitt liege sie bei 16 Prozent. Höher sei sie nur in Schweden (30 Prozent) und Portugal (28 Prozent). Die Mindestbehaltefrist war 2012 gestrichen worden, die Erhöhung des KESt-Satzes auf Kursgewinne erfolgte mit der Steuerreform 2016.

Auf der Wunschliste von Industrie und Aktienforum steht auch eine Gleichbehandlung der Zinsen bei Fremd- und Eigenkapital. Bei Fremdkapital, also etwa einem Kredit, können die Zinsen steuerlich abgesetzt werden. Diese Diskriminierung müsse aufgehoben werden, so Ottel. Knill sagte, er rechne seitens der Politik bald mit einem diesbezüglichen Vorschlag, "das kann und soll noch im ersten Halbjahr passieren". Laut Ottel hat die Coronakrise gezeigt, dass der kleine österreichische Kapitalmarkt für den Standort extrem wichtig sei. Industrie und die Firmen würden ihn als Kapitalgeber brauchen. Angesichts der niedrigen Sparzinsen sei der Kapitalmarkt fast alternativlos, meinte Ottel in Richtung Kleinanleger. Das zeigten langjährige Vergleiche mit führenden Aktienindizes.

Nachholbedarf sehen IV und Aktienforum auch bei der Wirtschafts-und Finanzbildung. Dieser Bereich sollte stärker in den Unterricht eingebracht werden. Rund ein Fünftel der Bevölkerung verfüge über Aktien- und Anleihefonds, dennoch sage ebenfalls nur ein Fünftel, sich mit Veranlagungen an der Börse gut auszukennen. Hier gebe es also einen klaren Aufholbedarf. Es gehörten die Lehrmaterialien überarbeitet und mit finanzrelevanten Inhalten angereichert, so der IV-Präsident. Er und Ottel plädierten dafür, schon ab der Unterstufe oder Mittelschule Wirtschafts- und Finanzbildung in den Schullehrplänen stärker zu verankern.

Kapitalmarkt-Muffel

Dass die Menschen in Österreich, wie Knill es ausdrückte, "leider weiterhin Kapitalmarkt-Muffel" sind, bestätigen jüngste Befragungen des Meinungsforschungsinstituts von Peter Hajek. Dabei outete sich zwar ein Sechstel als Besitzer von Aktien- oder Anleihefonds bzw. 12 Prozent als Aktienbesitzer. Doch erklärte zugleich ein Drittel, dass man durch eine "Rendite deutlich besser als auf meinem Sparbuch" von einem Aktienkauf überzeugt werden könnte. Zwar ist dieser Wert über die Jahre etwa gleich geblieben, so Hajek - aber heute sind die Sparbuchzinsen praktisch bei Null, in Deutschland teils schon negativ, was in Österreich gesetzlich untersagt ist.

Der Anstieg der Sparquote, wie ihn zuletzt auch die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) konstatiert hat, bestätigte sich durch die Demoskopie: Auf die Frage, wie sich ihr Anlege- oder Sparverhalten in der Krise geändert habe, erklärten (ungestützt, also spontan) 40 Prozent, dass sie jetzt mehr sparen bzw. weniger Geld ausgeben würden. Hajek bezeichnete das als "klassisches Fluchtverhalten".

Fehlendes Wissen über den Aktienmarkt wurde am öftesten als Grund für Vorbehalte am Aktienmarkt genannt, 40 Prozent sagten, das "trifft voll zu". 36 Prozent nannten ein zu kleines persönliches Vermögen, 32 Prozent die Angst vor falscher Aktienauswahl, 32 Prozent Angst vor hohem Verlust durch die Wirtschaftskrise. 28 Prozent erklärten, sie hätten "kein gutes Gefühl für Risiko und Rendite". Befragt wurden im Jänner 1000 ab 16-Jährige telefonisch und online, die maximale Schwankungsbreite liegt bei +/- 3,1 Prozent.

(APA)

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