Der Huanan Seafood Großmarkt in der chinesischen Metropole Wuhan auf einem Archivbild vom 30. März 2020.
Coronavirus

„Der Markt in Wuhan war eher verstärkendes Ereignis als Ground Zero“

Der australische Virologe Dominic Dwyer war mit dem WHO-Team in China unterwegs, um die Anfänge der Pandemie zu erforschen. In einem ausführlichen Bericht schildert der Mediziner nun, was er in Wuhan erlebt hat.

Sydney. Wann genau sind die ersten Menschen an Covid-19 erkrankt? Woher stammt das Virus Sars-CoV-2? Wurde es vom Tier auf den Menschen übertragen oder ist es im Labor entstanden? Die Ursprünge der Pandemie liegen nach wie vor im Dunklen. Klar ist bisher nur, dass die Virusinfektion, die zum ersten Mal im Dezember 2019 in der Acht-Millionen-Stadt Wuhan in China festgestellt wurde, die Welt in die größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg gestürzt hat. Das Virus Sars-CoV-2 hat den schlimmsten Ausbruch einer Infektionskrankheit seit der Influenzapandemie von 1918-19 ausgelöst – mit bisher fast 2,5 Millionen Toten.

Australien war das erste Land, das nach einer unabhängigen Untersuchung des Pandemie-Ursprungs verlangte – eine Forderung, die die Beziehung des Landes zu der Volksrepublik auf eine Zerreißprobe stellte und wirtschaftliche Repressalien Chinas wie Handelsbarrieren zur Folge hatte. Doch Vertreter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) durften nach langem Hin und Her im Jänner tatsächlich für vier Wochen nach China reisen und mit Betroffenen, Wissenschaftlern, Epidemiologen und Ärzten sprechen. Einer der Teilnehmer der WHO-Delegation, Dominic Dwyer, ein Virologe der Universität von Sydney, schrieb seine Erlebnisse in China nun nieder und veröffentlichte den Bericht im akademischen Online-Magazin „The Conversation".

Dominic Dwyer während seiner Quarantäne in einem Hotel in Wuhan, bevor sich das WHO-Expertenteam an die Arbeit machen konnte.
Dominic Dwyer während seiner Quarantäne in einem Hotel in Wuhan, bevor sich das WHO-Expertenteam an die Arbeit machen konnte.REUTERS

Höchstwahrscheinlich tierischen Ursprungs

Bis zu 15 Stunden am Tag seien er und seine Kollegen mit den chinesischen Forschern und Medizinern zusammengesessen, schrieb Dwyer. „Dies ermöglichte es uns, Respekt und Vertrauen auf eine Weise aufzubauen, die man nicht unbedingt per Zoom oder E-Mail erreichen könnte.“ Im Rahmen der Mission traf die Delegation beispielsweise jenen Mann, der am 8. Dezember 2019 der erste bestätigte Covid-19-Fall war und inzwischen wieder gesund ist, sowie den Ehemann einer Ärztin, die am Coronavirus starb und ein kleines Kind hinterließ. Außerdem sprachen die Experten mit den Ärzten, die die frühen Fälle in den Krankenhäusern in Wuhan behandelt hatten.

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