Nordische WM

Jury-Entscheidung kostet Marita Kramer eine Medaille

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SKI-JUMPING-NORDIC-WORLD-WOMENAPA/AFP/CHRISTOF STACHE
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Skispringerin Marita Kramer führte nach dem ersten Durchgang auf der Normalschanze von Oberstdorf mit einem Satz auf 109 Meter. Vor ihrem zweiten Sprung verkürzte die Jury auf Geheiß des Slowenen Miran Tepes um eine Luke. Kramer wurde Vierte, Gold gewann die Slowenin Ema Klinec. Der ÖSV zürnt und protestiert.

Miran Tepeš war ein solider Skispringer. Der Slowene war jahrzehntelang an der Seite von Walter Hofer auch der Mann im Schanzenturm, der den Athleten „grünes Licht“ für den Absprung gab. Seit 2016 ist er im Damen-Weltcup unterwegs, gilt als integer, routiniert – und trotzdem verursachte er bei der Nordischen WM in Oberstdorf einen Disput.

Denn vor der letzten Springerin, in diesem Fall war es die Österreicherin Marita Kramer, den Balken (ohne Trainer-Anfrage) eine Stufe tiefer zu setzen, gilt in der Szene für gemeinhin als „Foul“. Natürlich, als Jury und FIS-Beauftragter steht es Tepeš zu, so zu entscheiden. Er argumentierte auch mit dem starken Rückenwind und dem Schanzenrekord Kramers aus dem ersten Durchgang von 109 Metern. Sie musste lange warten, hatte nur kürzere Anfahrt – und verlor als Führende eine sicher geglaubte Medaille mit ihrem Satz auf nur 98 Meter. Dass die Slowenin Ema Klinec Gold gewann mit Sprüngen auf 105 und 100,5 Meter verlieh der umstrittenen Szene einen ganz eigenen Beigeschmack.

Trainer Rodlauer tobt, ÖSV legt Protest ein

Die Salzburgerin, 19, wollte die Schuld an Blech nicht Tepeš anlasten. „Der Sprung war einer von den schlechteren. Ich war zu spät und hatte eine schlechte Landung. Ich bin verdient Vierte. Die Verkürzung darf mich nicht beeinflussen. Solche Sachen passieren.“ Kein gutes Haar an diesem kapitalen Fehler lassen konnte hingegen ÖSV-Cheftrainer Harald Rodlauer: „Durch die Juryentscheidung wurde das Springen mitentschieden. Er hat in einen Wettkampf eingegriffen. Für Marita ist das sehr enttäuschend, sie war bei allen Sprüngen mit Abstand die Beste.“

Ins gleiche Horn stieß ÖSV-Direktor Mario Stecher, der Protest gegen die Jury einlegte. „Es gibt eine Regel, wonach verkürzt werden kann. Doch die 95 Prozent der Hillsize wurden nie erreicht in diesem Durchgang. Warum verkürzt er?“ Dass der Bewerb annulliert werde, das wolle er nicht. Stecher kannte im Zorn nur ein Ziel: „Dieser Mann darf nie mehr oben auf dem Turm stehen.“

Auch sonst blieb Rodlauer kaum Grund zur Freude. Daniela Iraschko-Stolz wurde Achte, Eva Pinkelnig verpasste als 32. das Finale, Sophie Sorschag wurde (wegen Anzugs) disqualifiziert. Rodlauer wird sich beruhigen, schon heute muss er das Team von der Normalschanze (17.15 Uhr, live ORF1) auf das Podest führen. (fin)

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