Meinl Bank: "Anlegervergleich in Gefahr"

Meinl Bank waehnt Anlegervergleich
Meinl Bank waehnt Anlegervergleich(c) APA (Harald Schneider)
  • Drucken

Meinl bietet Anlegern, die beim Kurscrash von Meinl European Land Geld verloren haben, einen Vergleich. Meinl will sich dann an Anlageberatern schadlos halten, was durch eine Unterschrift der Anleger verhindert würde.

Die Meinl Bank will sich einige der tausenden Klagen, mit denen sie wegen des Kurscrashes bei ehemaligen Meinl European Land (MEL) konfrontiert ist, mit einem außergerichtlichen Vergleich vom Hals schaffen. Das Geldhaus hat ja rund 6000 Kleinanlegern ein entsprechendes Angebot gemacht. Diese müssen, so sie es annehmen, ihre Klagsanssprüche gegen Berater oder sonstige Dritte an die Meinl Bank abtreten. Die Bank nämlich will dann gegen MEL-Vermittler vor Gericht ziehen. Jene, behauptet die Meinl Bank, versuchten jetzt offensichtlich, "sich aus der Verantwortung zu stehlen", weil sie vor Schadenersatzforderungen Angst hätten. Gefahr in Verzug sieht das Geldhaus durch ein Schreiben eines Berufshaftpflichtversicherers für Finanzberater.

Die "Höher Insurance Services KEG", eine Repräsentantin von Lloyds in Österreich, empfiehlt darin ihren Versicherungsnehmern, den Beratern, sich von ihren vergleichswilligen Kunden bestätigen zu lassen, korrekt über die Risiken des MEL-Papiers aufgeklärt worden zu sein - "um sich und uns Ärger zu ersparen". "Eine Verpflichtung dazu besteht jedoch nicht. Es erleichtert Ihnen und uns die Abwehrarbeit, unabhängig davon, dass Sie dafür bei uns Deckung für derartige Regressklagen besitzen", schreibt Höher.

"Unfassbares Vorgehen"

Wenn Anleger dieses Formular unterschreiben, sei eine wichtige Grundlage für den Vergleich nicht erfüllt, warnte Meinl-Bank-Vorstand Peter Weinzierl in einer Aussendung am Mittwoch. Denn das Geldhaus könne sich dann nicht mehr an den Beratern schadlos halten. Für Weinzierl ist das Höhner-Schreiben ein "unfassbares Vorgehen, gegen das die Aufsichtsbehörde sofort einschreiten müsste".

Die Meinl Bank will für den Vergleich mit rund 6.000 Kleinanlegern mehr als 18 Mio. Euro springen lassen, davon sollen 12 Mio. Euro an 5.000 Mitglieder der Arbeiterkammer gehen. Auch die AK "kritisiert den Versuch von Haftpflichtversicherungen oder Finanzdienstleistern, von Anlegern solche Erklärungen zu verlangen".

Indes macht sich auch der Fachverband der Finanzdienstleister Gedanken über Anlegerklagen gegen seine Mitglieder. Seit geraumer Zeit, schrieb der Verband vergangene Woche an seine Mitglieder, schließe sich die Meinl Bank Prozessen wegen vermuteter Fehlberatung beim Verkauf von MEL-Papieren als Nebenintervenientin an. Die Meinl-Anwälte träten dabei "besonders markant in Erscheinung und versuchen, teilweise mit hohem Erfolg, die Berater mit ihrem Produktdetailwissen als nicht ausreichend informiert darzustellen", heißt es in der Mitteilung, die der APA vorliegt. Es gelte daher, "die Informationsasymmetrie zwischen Berater und Meinl zu verringern".

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Meinl Bank und Atrium begraben Kriegsbeil
International

Meinl Bank und Atrium beenden jahrelangen Streit

Jede der beiden Streitparteien trägt die Anwaltskosten selbst und verzichtet auf sämtliche Verpflichtungen aus bestehenden Vereinbarungen durch die jeweils andere Partei.
Buwog
Österreich

Vermögensberater aus Grassers Dunstkreis im Visier

Die Behörde bestätigt Hausdurchsuchungen beim Vermögensverwalter von Grassers Schwiegermutter. Ein Sprecher von Wicki bejaht auch ein Treffen des Schweizers mit Grasser.
Österreich

Buwog: Acht Razzien in der Schweiz und Liechtenstein

Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser ist nicht betroffen, wohl aber sein Umfeld. Vorwürfe gegen den Korruptionsstaatsanwalt sind ungerechtfertigt. Die Übermittlung der Erkenntnisse nach Österreich wird Zeit in Anspruch nehmen.
Hausdurchsuchungen bei Vorstandsmitgliedern von MEL
Österreich

Hausdurchsuchungen in den Fällen Meinl und Buwog

Die Staatsanwaltschaft Wien nimmt neue Ermittlungen in den Causen Buwog und Meinl in der Schweiz und Liechtenstein vor.
Banker Meinl chairman of Austrias closely-held Meinl Bank talks during an interview in Viennas closely-held Meinl Bank talks during an interview in Vienna
Österreich

Meinl Bank: Prozesslawine nach OGH-Urteilen

Im Fall Meinl European Land waren 500 Verfahren bis zum Urteil des Obersten Gerichtshofes ruhend gestellt worden. Diese könnten dem Handelsgericht Wien nun viel Arbeit bereiten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.