Burmas Bevölkerung ist der Armee-Willkür ausgeliefert. Eine Ordensschwester versucht, die Streitkräfte zu bremsen. Doch trotz ihrer Friedensmission fallen wieder tödliche Schüsse.
Die katholische Nonne Ann Roza Nu Tawng hat im Norden von Burma (Myanmar) eine neue Lebensaufgabe gefunden: Sie versucht die Streitkräfte des Landes vom Töten abzuhalten. Auf Knien begab sich die 45-Jährige am Montag vor die bewaffneten Uniformierten. Zwei von ihnen falten die Hände zum Gebet, wie auf Fotos zu sehen ist. Fast scheint es, als hätte die Ordensfrau mit ihrem Aufruf zum Gewaltverzicht an diesem Tag Erfolg.
Doch schon kurz darauf sind wieder Schüsse aus automatischen Waffen zu hören. Nur ein paar Meter entfernt von ihrer Kirche in der Stadt Myitkyina sieht Schwester Ann Roza Leichen auf der Straße: Ein 22 Jahre alter Demonstrant und ein etwa 60 Jahre alter Lehrer sind die jüngsten Opfer der brutalen Einsätze gegen Regimegegner.
Seit dem Militärputsch Anfang Februar ist es in dem südostasiatischen Land zu einer massiven Eskalation der Gewalt gekommen. Die Streitkräfte versuchen, die täglichen Massenproteste gegen ihre Machtübernahme mit allen Mitteln zu stoppen. Mehr als 50 Menschen starben bereits durch die Schüsse der sogenannten Sicherheitskräfte, die mit ihren Repressalien zum größten Unsicherheitsfaktor für die Zivilbevölkerung geworden sind. Der blutige Machtkampf stürzt das 55-Millionen-Einwohner-Land Tag für Tag in immer größeres Chaos.