Österreichs Beitrag in Rotterdam: Vincent Bueno, der schon 2020 antreten sollte, hat seinen Song „Amen“ vorgestellt, eine Klage über das Ende einer Liebe. Überzeugend bombastisch.
Das Wort Amen, im jüdischen und christlichen Ritus als Bekräftigungsformel, etwa als Abschluss von Gebeten, verbreitet, wird gern als „So sei es“ übersetzt. Das stimmt etymologisch nicht, es kommt nicht von einem Verb, das „sein“ bedeutet (ein solches gibt es im Hebräischen gar nicht), sondern von einem Wortstamm, der Zuverlässigkeit, Treue heißt.
„Amen“ heißt nun der Song, mit dem Vincent Bueno am 20. Mai beim Song Contest im Rotterdam antritt. Es ist kein optimistischer, kein beschwingter Song, sondern eine tief schwarze Anklage. Etliche Sätze scheinen auf einen Todesfall zu deuten („It's just another funeral to you“, „The marching band are playing ,Gone too soon‘“), doch im Zusammenhang wird klar: Es geht um das Ende einer Liebesbeziehung, diese wird zu Grabe getragen, der Sänger wirft der Geliebten wörtlich vor, „to bury me & you“.
Ein antikes Wort, das mit Treue – wenn auch nicht in der Liebe, sondern im Glauben – assoziiert ist, als Ausrufewort in einem Song über Untreue: Wirkt wie bittere Ironie. „Man merkt schnell, dass das kein christlicher Song ist“, sagte Vincent Bueno im APA-Interview, die gängige Deutung von Amen erwähnend, „sondern beinahe ein zynisches ,Dann ist es eben so‘ am Ende einer Beziehung.“ Er wolle aber doch auch seine „spirituelle Seite“ hineinlegen, fügte er hinzu.