Pandemie

Schwaz startet Durchimpfung und wird zum "Südafrika-Labor"

Im Großteil des Landes wird der AstraZeneca-Impfstoff verwendet. In Schwaz gibt es Biontech/Pfizer.
Im Großteil des Landes wird der AstraZeneca-Impfstoff verwendet. In Schwaz gibt es Biontech/Pfizer. imago images/Karina Hessland
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Drei Viertel aller Impfberechtigten haben sich bereits angemeldet. Eine begleitende Studie soll eruieren, wie sich das Auftreten der südafrikanischen Virusvariante verändert.

Im Bezirk Schwaz wird heute, Donnerstag, mit der Durchimpfung der Bevölkerung begonnen. Montag sollen alle Impfwilligen ihre erste Dosis erhalten haben. 48.500 der rund 64.000 infrage kommenden Bewohner des Bezirk Schwaz hatten sich für die Impfung angemeldet, das sind 76 Prozent der Impfberechtigten.

Gleichzeitig endet um 24.00 Uhr die Ausreisetestpflicht für Tirol. Stattdessen gilt für maximal zwei Wochen eine Ausreisetestpflicht beim Verlassen des Bezirkes Schwaz. Polizei und Bundesheer werden dort stichprobenartig kontrollieren.

Insgesamt stehen dem Bezirk 100.000 Impfdosen zur Verfügung, Die Sondertranche der insgesamt 100.000 Impfdosen war von der EU zur Verfügung gestellt worden, da sich die südafrikanische Virusmutation im Bezirk Schwaz vermehrt ausgebreitet hatte. Für die 39 Gemeinden gibt es 26 Impfstandorte. Dort werden Ärzte oder diplomiertes Gesundheitspersonal die Impfung durchführen.

Studie untersucht Südafrika-Variante

Begleitend zu den Impfungen wird in Schwaz eine Studie durchgeführt. Unter dem Titel "REDUCE" soll sechs Monate lange beobachtet werden, wie sich unter anderem die Infektionszahlen und auch das Auftreten der südafrikanischen Virusvariante verändern. Betont wurde dabei, dass die Teilnahme an der Studie freiwillig und nicht an die Impfung gekoppelt sei.

"Nachdem die Impfwilligen ihre erste Dosis verabreicht bekommen haben, werden sie gefragt, ob sie an der Studie teilnehmen wollen", erklärte Studienleiter und Epidemiologe an der Med-Uni Innsbruck, Peter Willeit. Danach müssen sie einen einseitigen Fragebogen ausfüllen, was laut Willeit in der ohnehin vorgesehenen 15-minütigen Wartezeit nach der Impfung passieren kann, und eine Einverständniserklärung zur Auswertung ihrer Daten - was selbstverständlich anonymisiert erfolgt - abgeben. Darüber hinaus sei die Teilnahme an der Studie mit keinerlei weiterem Aufwand für die Probanden verbunden, da im Falle einer Corona-Infektion die Daten ohnehin routenmäßig erfasst werden, so Willeit.

5000 Teilnehmer gesucht

Für die Studie "REDUCE" - die in vollem Namen "Effekt deR BNT162b2-Impfung im RahmEn Der Impfiniative Bezirk Schwaz aUf die Inzidenz von SARS-CoV-2 InfektionEn" heißt - brauche es mindestens 5.000 Teilnehmer, um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, meinte der Studienleiter. Man rechne aber mit deutlich mehr Teilnehmern. Neben den Fragen der Infektionszahlen und der Reduktion der Südafrika-Variante, soll auch geklärt werden, ob der Impfstoff schwere Verlaufsformen samt Krankenhausaufenthalt bzw. Aufnahme auf eine Intensivstation verhindern kann.

Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) bezeichnete den Bezirk Schwaz erneut als "europäische Modellregion". Er lobte die Impfbereitschaft der Schwazer Bevölkerung, die mit 76 Prozent sehr hoch sei. Zugleich strich der Landeshauptmann hervor, dass es durch verschiedene Maßnahmen bereits gelungen sei, die aktiven Südafrika-Fälle in nur drei Wochen um 75 Prozent zu reduzieren.

Hilft Biontech-Impfstoff gegen Südafrika-Variante?

Franz Allerberger von der AGES, die bei der Studie ebenfalls mitwirkt, sprach von einem "echten Geschenk". Mit der wissenschaftlichen Begleitung sollen die Fragen beantwortet werden, ob der Impfstoff von Biontech/Pfizer auch gegen die Südafrika-Variante hilft und wie sehr er hilft. Damit werde man Ergebnisse bekommen, die man in einem Labor nicht generieren könne, betonte Allerberger. Der Rektor der Med-Uni Innsbruck, Wolfgang Fleischhacker, hoffte, dass die Studie auch Impulse für weitere Untersuchungen setzen würde. Die Studie werde rund 400.000 Euro kosten und vom Land finanziert, fügte Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) hinzu.

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