Brier, Wiegele und das verflixte 18. Loch

Brier Wiegele verflixte Loch
Brier Wiegele verflixte Loch(c) AP (Hans Punz)
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Österreichs Golfprofis Markus Brier und Martin Wiegele kamen am ersten Tag der Austrian Open unter die Räder. Beide strauchelten am letzten Loch.

Atzenbrugg. Zwei Fragen kann George Coetzee nicht mehr hören. Die erste: ob er mit dem südafrikanischen Literaturnobelpreisträger J. M. Coetzee verwandt ist. Die zweite: ob er mit dem südafrikanischen Tennisspieler Jeff Coetzee verwandt ist.

Gleich vorweg: Er ist es weder mit dem einen noch mit dem anderen. Der 24-jährige Südafrikaner spielt Golf. Und würde er immer so spielen, wie am ersten Tag des Austrian Golf Open, hätten wohl seine Namensvettern eine Frage am Hals, die sie nicht mehr hören können.

Denn G. Coetzee spielte seine erste Runde im Diamond Country Club sieben unter Par. Das war sensationell. Es war schließlich ein idealer Tag zum Golfzuschauen. Sonniges Herbstwetter, aber der Wind . . .

Briers Berg- und Talfahrt

Der unangenehme, böige Wind brachte die Golfer mitunter zur Verzweiflung. Auch Markus Brier quälte sich mehr recht als schlecht über den 72-Par-Kurs. „Ich will jetzt einmal ein Bier“, waren seine ersten Worte, als er im Klubhaus angekommen war. Als wollte er den vorangegangenen Frust hinunterspülen. „Ich habe zu viel gegen den Wind gespielt“, sagt er. Zu oft verblies es den Ball ins Rough. „Wenn du ins Rough schießt, ist der Kopf ab“, sagt der 42-jährige Wiener.

Der Kopf war zwar nicht ab, aber mit zwei über Par war er ziemlich weit weg von der Spitze. Um den Cut machte er sich allerdings keine Sorgen. Bei den schwierigen Bedingungen hatte es andere viel schlimmer erwischt. Denn der Kurs in Atzenbrugg ist sehr schmal. Freud und Leid liegen da knapp nebeneinander. Und das machte es für das Publikum äußerst amüsant.

Vor allem das 18. Loch machte vielen Spielern zu schaffen. Brier fabrizierte hier ein Doppelbogey. Andererseits gelang dem Österreicher am neunten Loch ein sensationeller Zehn-Meter-Put. Bezeichnend für die emotionelle Berg- und Talfahrt, die Brier in jüngster Zeit sportlich absolviert.

Und Coetzee? Er spielte am 18. Loch sein einziges Bogey, neben acht Birdies. Gleich auf den ersten vier Löchern spielte er vier Birdies in Serie. Mit einem guten Start hat bei Coetzee übrigens alles angefangen. Mit zehn Jahren nahm der Junge aus Pretoria erstmals einen Golfschläger in die Hand. Gleich bei seinem ersten Turnier ging er als Sieger vom Platz. Apropos: Auch in Österreich spielt Coetzee zum ersten Mal Golf. „Normalerweise fahre ich hier Ski“, verrät er. Im Jänner werde er wieder ins Stubaital kommen. Als Skitourist – und womöglich Austrian-Open-Sieger.

Bitteres Ende für Wiegele

Superstar Miguel Angel Jiménez, der im Flight mit Brier spielte, ging es übrigens auch nicht besonders gut. Der Andalusier, der in wenigen Wochen das europäische Ryder-Cup-Team verstärken wird, hat erst vor zwei Wochen das European-Tour-Turnier in Crans Montana in der Schweiz gewonnen. Am Donnerstag kam er mit einer Par-Runde ins Klubhaus.

Österreichs derzeit bester Golfprofi, Martin Wiegele, spielte lange Zeit eine ausgeglichene Runde ohne Höhen und Tiefen. Bis er am 13. Loch strauchelte. Doppelbogey. Doch es kam noch schlimmer. Am letzten Loch ging sein Abschlag in die Botanik. Unspielbar. Strafpunkt. Triple-Bogey. Am Ende sechs über Par. So unerbittlich kann Golf sein.

Zu Redaktionsschluss dieser Ausgabe lag George Coetzee in Führung. Der Südafrikaner hat aus seinem Namen längst ein Spiel gemacht. Wenn er darum gebeten wird, ihn zu buchstabieren, sagt er: „Wie der Literaturnobelpreisträger.“ Ein wenig Kunstsinn werde man von Golffreunden schließlich verlangen können, meint er und lächelt schelmisch.

AUF EINEN BLICK

Der Südafrikaner George Coetzee und der Spanier José Manuel Lara dominierten den ersten Tag des Austrian Golf Open.

Markus Brier spielte zwei über Par, Martin Wiegele sogar sechs über Par. Die beiden österreichischen Golfprofis standen im Schatten der jungen heimischen Amateure. Stark spielten etwa die beiden 15-jährigen Matthias Schwab und Robin Goger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2010)

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