Immer mehr Kinder und Jugendliche kommen ohne Begleitung über Mexiko in die USA. Für Joe Biden bedeutet das einen politischen Spagat – die Republikaner wittern eine Chance.
Wien/Washington. Die Grenze zwischen Mexiko und den USA: Sie ist nicht nur 3145 Kilometer lang, sie ist auch eine Art Seil, auf der jeder US-Präsident einen Balanceakt aufführen muss. Joe Biden, seit Jänner im Amt und zuletzt vor allem mit der Coronakrise beschäftigt, bekommt dafür gerade seine ersten Haltungsnoten. Das Publikum, egal, ob es ihm mit Wohlwollen gegenübersteht oder nicht: Es ist kritisch.
In den vergangenen Wochen stieg die Zahl der Migranten, die aus lateinamerikanischen Staaten über die Grenze Mexikos in die USA kommen wollten, drastisch an. Die Grenztruppen trafen im Jänner 78.000 Mal Migranten an der Grenze an – mehr als doppelt so viele wie im Jänner 2020. Auch die Zahlen unbegleiteter Minderjähriger, die über die Grenze kommen, steigen damit. Im Jänner 2021 waren es rund 6000 gewesen – im Februar waren es rund 9500.
Während Erwachsene durch eine Corona-Sonderregelung gegenwärtig direkt abgewiesen werden können, stellt sich die Situation für unbegleitete Minderjährige anders dar. Sie kommen üblicherweise in Auffanglager an der Grenze – doch die konnten zuletzt aufgrund der Corona-Abstandsregelungen nicht jeden aufnehmen. Beobachter beschrieben die Situation als dramatisch: Berichte davon, dass manche Kinder tagelang keinen Zugang zu Hygieneeinrichtungen gehabt hätten, machten die Runde.