Bürgermeister Schneeberger verlangte von Gesundheitsminister Anschober Impfungen für den „Hotspot“. Niederösterreich will mit Frühwarnsystem künftige Abriegelungen verhindern.
In Wiener Neustadt, Niederösterreichs derzeitigem Coronavirus-Hotspot, ist am Mittwoch die erste Impfstraße in Betrieb gegangen. Die Eröffnung in der Arena Nova nutzte Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP) für eine Forderung an den Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne): Das derzeit abgeriegelte Wiener Neustadt solle beim Impfen vorgezogen werden.
„Wenn wir als Stadt tatsächlich der Hotspot Österreichs sind, dann dürfen wir nicht nur die Menschen, die ausreisen, schützen. Dann muss das Gesundheitsministerium auch den Wiener Neustädterinnen und Wiener Neustädtern gegenüber seiner Pflicht nachkommen und die Menschen hier in der Stadt schützen“, sagte der Bürgermeister.
Schneeberger forderte von Anschober (Grüne), dass Wiener Neustadt in Anbetracht der hohen Infektionszahlen bei der Impfung vorgezogen werde, wie das etwa im Bezirk Schwaz in Tirol der Fall war. „Wir haben es über die ganze Stadt verteilt. Das heißt, das einzig wirkliche Instrument, hier die Stadt auf Nummer sicher zu bringen, ist eine Impfung.“
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Man könne die Kapazität der Impfstraße kurzfristig so erhöhen, „dass wir alle in der Stadt impfen können, die das auch wollen. Was fehlt, ist einzig und allein der Impfstoff“, so Schneeberger. Er bot zudem an, eine etwaige Impfkampagne wie auch im Bezirk Schwaz wissenschaftlich durch die Fachhochschule zu begleiten.
Warnsystem soll Abriegelung verhindern
Indes stellte das Land Niederösterreich ein Warnsystem für Bezirke mit hohen Inzidenzen vor. In dem Bundesland droht derzeit gleich mehreren Bezirken Ausreisekontrollen wie derzeit in Wr. Neustadt.
Die Überschreitung der "Vorwarnstufe" von 300 bedeute künftig, dass die Bezirksverwaltungsbehörden sofort die Gemeinden kontaktieren, um mögliche Ursachen für das Ansteigen der Infektionszahlen und Strategien zur Eindämmung zu besprechen, hieß es. "Jedenfalls sollen die Testmöglichkeiten vor Ort intensiviert werden und vor Ort auch zur Nutzung dieser Tests aufgerufen werden", betonten Pernkopf und Königsberger-Ludwig. Am Dienstag wiesen die Bezirke Neunkirchen, Waidhofen a.d. Thaya, Wiener Neustadt-Land und die Statutarstadt Wiener Neustadt laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) eine Sieben-Tages-Inzidenz von mehr als 300 auf.
Liegt der Wert in einem Verwaltungsbezirk sieben Tage lang durchgehend über 400, werde das Land Niederösterreich gemäß der Bundesvorgaben prüfen, auf welcher lokalen oder regionalen Ebene Maßnahmen getroffen werden. "Abhängig von der Ausbreitungssituation und der lokalen Gegebenheiten können das bezirksweite oder auch regionalisierte Maßnahmen sein", wurde mitgeteilt.
Sanitätsdirektorin Irmgard Lechner betonte: "Solange die Sieben-Tages-Inzidenz über einem Wert von 400 liegt, sollen jedenfalls die Testungen in Schulen intensiviert werden und die FFP2-Maskenpflicht für Betreuerinnen und Betreuer in Kindergärten, für Lehrerinnen und Lehrer in Schulen sowie für Schülerinnen und Schüler zwischen zehn und 14 Jahren ausgeweitet werden."
Quarantäne-Ende erst nach negativem Test
Um eine Verbreitung der Südafrika-Mutation möglichst zu verhindern, wird künftig bei einer nachgewiesenen Infektion die behördliche Quarantäne erst nach negativer PCR-Testung aufgehoben, wurde außerdem in der Aussendung festgehalten. Diese kann frühestens nach 14 Tagen durchgeführt werden und nur wenn die Person 48 Stunden symptomfrei war. Auch Haushaltsangehörige werden nach zwei Wochen getestet. Zudem soll die Quellensuche im Contact-Tracing bei Südafrika-Fällen weiter verstärkt werden.
Polizei kontrolliert auch auf Nebenrouten
Bei den Corona-bedingten Ausreisekontrollen in Wiener Neustadt wurden am Dienstag 25 Zurückweisungen verzeichnet, Anzeigen gab es keine. Insgesamt wurden mehr als 3.700 Personen kontrolliert, sagte Polizeisprecher Raimund Schwaigerlehner.
Um in Wiener Neustadt auch Ausreisen abseits der Hauptrouten zu kontrollieren, soll die Einsatztätigkeit entsprechend angepasst und noch mobiler werden, hieß es von der Polizei. Dies soll mittels einer Rotation bei den Kontrollpunkten geschehen.
(APA/red.)