Bilanz

Franken-Kredite in Polen belasten RBI

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Die Raiffeisen Bank International (RBI) will die Coronakrise im zweiten Halbjahr hinter sich lassen, kann aber die Fremdwährungskredite in Polen nicht abschütteln. Bis zu 800 Mio. Euro könnten diese im schlimmsten Fall kosten.

Die Raiffeisenbank Bank International (RBI) ist bisher relativ gut durch die Krise gekommen. Der Gewinn fiel im Jahr 2020 zwar um ein Drittel, war aber mit 804 Mio. Euro immer noch auf einem soliden Niveau. Der Rückgang stammt von den wirtschaftlichen Auswirkungen der vielen Lockdowns – der erste sei der härteste gewesen, sagt RBI-Vorstandschef Johann Strobl bei der Präsentation der Jahresbilanz –, anderseits von Zinssenkungen in den Nicht-Euro-Ländern, in denen die RBI aktiv ist, und von Wertberichtigungen in einigen dieser Staaten.

„Normales Leben" ab dem Sommer

Doch das Schlimmste sei überstanden – Strobl sieht schon das Ende der Pandemie in Reichweite: Zwar wird das Kreditwachstum im ersten Halbjahr noch „verhalten“ ausfallen, aber ab der zweiten Jahreshälfte rechnet der Burgenländer mit einer „ordentlichen Beschleunigung“ – dank der Covid-19-Impfungen dürften die Reisebeschränkungen wieder aufgehoben werden und „wir wieder ein normales Leben führen können“, gibt er sich optimistisch.

Daher werde man auch an den mittelfristigen Geschäftszielen festhalten. Der Anteil notleidender Kredite lag bei niedrigen 1,9 Prozent und wird sich laut RBI-Finanzvorstand Hannes Mösenbacher nur „etwas erhöhen“. Insgesamt hat die Bank 630 Mio. Euro für Risikovorsorgen zurückgelegt, wovon 288 Mio. Euro zu den kritischen gehören. „Das Ganze hat uns vielleicht ein oder eineinhalb Jahre gekostet, aber die Entwicklungen sind gut, wir schauen nach vorn“, sagt Strobl.

Worst Case: bis zu 800 Mio. Euro

Nichts anderes übrig als nach vorn zu schauen bleibt der RBI auch in Polen. Obwohl das Institut mit dem Verkauf der dortigen Polbank vor zwei Jahren nicht mehr auf dem Markt aktiv ist, bleibt die Frage, wie mit den Schweizer-Franken-Fremdwährungskrediten umzugehen ist, noch immer ungeklärt – und wird die Bank weiter begleiten: „Ich gehe davon aus, dass uns das Thema noch länger beschäftigen und uns auch finanziell belasten wird“, sagt Strobl.

Im schlimmsten Fall, wenn das gesamte Wechselkursrisiko der Bank zugeschrieben wird und alle Betroffenen klagten – wovon der RBI-Chef aber explizit nicht ausgeht –, könnte das die RBI bis zu 800 Mio. Euro kosten. In einem anderen Szenario wären es bis zu 200 Mio. Euro. Insgesamt beträgt das strittige Kreditportfolio der RBI in Polen zwei Mrd. Euro. Dieser Teil wurde beim Polbank-Deal nämlich nicht an die französische BNP Paribas mitverkauft.

Rechtsstreit dauert an

Bei den Streitigkeiten geht es, vereinfacht gesagt, darum, wer für den finanziellen Schaden aufkommen soll, der durch die aus dem Ruder gelaufenen Fremdwährungskredite entstanden ist – die betroffenen Kreditnehmer oder die Banken. In den Jahren nach der Finanzkrise gab der Euro gegenüber dem Schweizer Franken stark nach, was in dieser Währung genommene Hypothekarkredite für viele in einem existenzbedrohenden Ausmaß verteuerte.

Man sei in dieser Causa mit einigen Klagen konfrontiert, die bisherigen Urteile würden eine „unterschiedliche Spruchpraxis“ zeigen, sagt Strobl. Daher wurde nun das Oberste Gericht in Polen diesbezüglich mit sechs „Grundfragen“ befasst. Jedoch, lese man diese, ginge es darin nicht um die wesentliche Frage, ob sich eine Bank im Einzelfall unfair gegenüber ihren Kunden verhalten hat oder nicht, so der RBI-Chef. Für ihn sei klar, man habe die Kunden stets über das potenzielle Risiko aufgeklärt.

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