Temporäre Nutzung: Schauplatz, Parkplatz, Zeltplatz

Temporaere Nutzung Schauplatz Parkplatz
Temporaere Nutzung Schauplatz Parkplatz(c) Clemens Fabry
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Die Zeit zwischen alter Funktion und neuer Bestimmung von Immobilien kann auch etwas bringen – ein gutes Image etwa oder finanzielle Mittel.

Eine neue Bestimmung hat sie noch nicht gefunden, die ehemalige Austria Tabakfabrik in Linz. Doch neu genutzt wird sie trotzdem schon, gerade erst als Veranstaltungsort für die „Ars Electronica“. Die Stadt Linz hat das Industriedenkmal gekauft, um es später vielleicht einmal den „Creative Industries“ oder Kultureinrichtungen zur Verfügung zu stellen. Von Zwischennutzungen profitieren nicht nur jene, die für ihre Projekte, Ideen und Veranstaltungen temporär Flächen benötigen. Sondern auch jene, die die Flächen und Räume besitzen. Mit der Nutzung kommt die Immobilie wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit, Kunst und Kultur verrichten Imagearbeit für Häuser, die auf die Endverwertung warten.

Kunst, Kultur und freie Flächen

Auch in den Wiener Gasometern waren Veranstaltungen und ihre Besucher Dauergäste, noch bevor sie umgebaut und erweitert wurden. Eine solche Veranstaltungshalle bleibt länger in Bewusstsein verankert, hauptsächlich wegen der vorhergegangen Events. Ähnliches gilt für die Kabelwerkgründe. Durch Veranstaltungen wurde schon der eine oder andere Interessent für Wohnungen an den Standort gelockt. Die alten Industriehallen sind nun fast verschwunden, geblieben ist ein Kulturzentrum. Auch der Südbahnhof durfte eine letzte Aufgabe erfüllen, bevor er abgerissen wurde: Bei einem letzten Clubbing tanzten tausende Besucher. Und das Festival „Soho in Ottakring“, bei dem etwa leere Verkaufslokale genutzt werden, ist mittlerweile schon ein Klassiker.

Leere Flächen, Baulücken, ungenützte Räume sind ein rares Gut innerhalb der Stadt. Kein Wunder, dass Interessenten bald Schlange stehen, wenn sie von neuen urbanen Leerstellen erfahren. Zum Beispiel haben auch Autofahrer Interessen. Und die kann man als Projektentwickler für seine Zwecke nutzen: „Wir bauen viel im innerstädtischen Bereich, da sind Parkplätze Mangelware“, sagt der Geschäftsführer von „Credo Immobilien Development“, Manfred Kräftner. Aus innerstädtischen Baulücken können schnell Parkplätze werden, oft genügt eine neu installierte Zutrittssperre.

Außerdem eine weit verbreitete Zwischennutzung (die sich darüber hinaus hervorragend mit Parkplätzen kombinieren lässt): die Verwendung für Werbeflächen. „Bei den Inzersdorfer Nahrungsmittelwerken etwa haben wir die Werbeflächen mitübernommen und sind ganz froh über die zwischenzeitlichen Einnahmen“, erklärt die Seniorexpertin für Sonderprojekte bei Raiffeisen evolution, Hellia Mader-Schwab. Dreihundert bis achthundert Euro lassen sich mit einer Fläche pro Monat verdienen.

Diese Einnahmen sind nicht unerheblich: „Auch wenn sich auf dem Bauplatz nichts tut, entstehen Kosten“, meint Mader-Schwab. Neben der Bewachung ist etwa die Schneeräumung ein Thema. Außerdem sind Versicherungen, etwa gegen Blitzschlag, Pflicht – ob genutzt oder nicht.

Winterdomizil für Kamele

Und manchmal beschreitet man bei der Zwischennutzung auch außergewöhnliche Wege. Die Fabrik in Inzersdorf diente zum Beispiel schon als Winterlager für einen Zirkus. Dank der großen Hallen und hohen Tore hatten die Kamele dort genügend Raum – und ein warmes Plätzchen. Denn die Stromanschlüsse waren ohnedies noch vorhanden – ihre Abmeldung und Wiederanmeldung ist teuer. Andere Nutzungsmöglichkeiten der etwas anderen Art: als Drehort für Filme, als Standort für ein Open-Air-Kino. Oder – wenn die Flächen ganz frei sind – für einen Gebrauchtwagenhandel oder Flohmarkt. Mitunter kennt man auch jemanden, der das Objekt gerade benötigt. „Wir haben Immobilien auch schon zwischendurch an Baufirmen als Büro vermietet“, erzählt Kräftner. Wichtig sei nur – egal, ob Kamellager oder Unternehmenssitz –, dass man die Vereinbarungen mit den temporären Mietern auch rechtzeitig wieder lösen kann.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2010)

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