Albert Fortell weist sämtliche Vorwürfe zurück

Albert Fortell
Albert Fortell (c) EPA (Roland Schlager)
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Der Bruderzwist Fortell gegen Fortelni geht in die nächste Runde. Der Mime muss sich vor Gericht wegen der Schädigung fremder Gläubiger verantworten. Den Prozess leitet Elsner-Richter Christian Böhm.

Die Staatsanwaltschaft Wien hat gegen den Schauspieler Albert Fortell (58) Anklage wegen Schädigung fremder Gläubiger im Sinn des § 157 Strafgesetzbuch (StGB) erhoben. "Die Anklage ist am vergangenen Dienstag bei uns eingebracht worden", bestätigte Christian Gneist, der Sprecher des Wiener Straflandesgerichts, am Sonntag einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung "Österreich". Fortells Rechtsvertreter, der Wiener Anwalt Anton Becker, wies sämtliche Vorwürfe gegen den Mimen als haltlos zurück.

Vermögen verschwiegen

Die Staatsanwaltschaft geht in einer achtseitigen Anklageschrift davon aus, Fortell, der vor allem mit seiner Rolle in der TV-Serie "Schlosshotel Orth" populär wurde, habe im Verlassenschaftsverfahren nach dem Tod seiner Mutter Vermögensbestandteile verschwiegen. Damit soll er sich erspart haben, Außenstände in Höhe von knapp 59.000 Euro der im August 2007 Verstorbenen zurückzuzahlen. Die Frau hatte laut Anklage vor allem Schulden beim Finanzamt. Daneben werden in der Anklageschrift offene Bankverbindlichkeiten von 695,53 Euro angeführt.

Alle Bankschulden gedeckt

"Es gibt keine Gläubiger des Nachlasses", hielt dem am Sonntagnachmittag Fortells Rechtsvertreter entgegen. Die Bankschulden habe Albert Fortell nach dem Tod der Mutter zur Gänze abgedeckt. "Beim Finanzamt hat es wiederum keine Verbindlichkeiten, sondern ein Berufungsverfahren gegeben, das noch immer nicht abgeschlossen ist. Bis heute steht nicht fest, ob es überhaupt eine Forderung des Finanzamts geben wird", sagte der Anwalt Anton Becker.

Es soll keine Sparbücher gegeben haben

Laut Anklage wurde das Verlassenschaftsverfahren vom Bezirksgericht Döbling abgewickelt, ohne dass Fortell Sparbücher mit einer Einlage von 240.000 Euro, einen Mercedes, Schmuck, Bilder, Silberbesteck und Teppiche angegeben hätte. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 58-Jährige damit bewusst die Befriedigung der Gläubiger seiner Mutter vereiteln bzw. schmälern wollte. "Beim Tod der Mutter hat es keine Sparbücher gegeben", konterte Becker. Die zum Teil wertvollen Einrichtungsgegenstände, die Fortell bei Gericht absichtlich nicht erwähnt haben soll, habe dieser viele Jahre vor ihrem Tod seiner Mutter abgekauft: "Selbstverständlich gibt es darüber einen Kaufvertrag."

Schmuck hatte keinen besonderen Wert

Der Mercedes habe zum Zeitpunkt des Ablebens der Mutter nur mehr einen Wert von 600 Euro dargestellt. "Er war jahrelang aufgebockt und nicht mehr fahrtauglich. Das war mit Sicherheit kein Aktivposten. Die Instandsetzung, der Transport und die Reinigung des Abstellplatzes haben mehr gekostet, als die Veräußerung eingebracht hat", wusste Becker. Der Schmuck schließlich sei erst ein Jahr nach dem Tod der Mutter in einem Safe aufgetaucht: "Man hat danach auch nicht gesucht, weil er keinen besonderen Wert gehabt hat."

Fortell gegen Fortelni

Für den Anwalt ist klar, dass das strafrechtliche Vorgehen gegen Albert Fortell auf die zivilrechtlichen Auseinandersetzungen zurückzuführen ist, die dieser seit längerem mit seinem Bruder Marius Fortelni ausficht. Fortelni fühlt sich um das mütterliche Erbe von 1,5 Millionen Euro betrogen. Mehrere Zivilprozesse sind diesbezüglich anhängig, teilweise gibt es erstinstanzliche Urteile, die zugunsten Albert Fortells ausgegangen sind. "Die Strafanzeige, in der Marius viel mehr angezeigt hat als nun in die Anklage aufgenommen wurde, ist sicher der Versuch, auf dieser Ebene Rache zu nehmen", meinte Becker.

Bruder Fortelni ist zufrieden

Marius Fortelni gab sich am Sonntag zufrieden, dass sich sein Bruder vor dem Strafgericht verantworten muss. "Es scheint, dass die Staatsanwaltschaft bei ihren Vorerhebungen sehr gründlich gearbeitet hat, bevor es zu dieser Anklage gegen Albert kam. Die Staatsanwaltschaft kam nach ihren Ermittlungen gegen ihn, die nun schon seit über zwei Jahren laufen, zu genau diesem Schluss, wie ich dies seit Anfang des Betruges meines Bruders behaupte", hieß es in einer übermittelten Stellungnahme.

Es drohen bis zu zehn Jahren Haft

Das Verfahren zur Aktenzahl 122 Hv 139 c/w wird Richter Christian Böhm leiten, der Erfahrungen mit medienträchtigen Fällen aus dem Bereich der Wirtschaftskriminalität hat: Er ist der für den ehemaligen BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner zuständige Haft- und Rechtsschutzrichter. Sollte er zum Schluss kommen, dass der inkriminierte Tatbestand vorliegt, drohen Albert Fortell ein bis zehn Jahre Haft. Prozesstermin gibt es noch keinen. Fortell, für den die Unschuldsvermutung gilt, hat ab Zustellung der Anklage zwei Wochen Zeit, um dagegen Einspruch einzulegen. Strafrechtlich wird er vom renommierten Wiener Verteidiger Herbert Eichenseder vertreten.

(APA)

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