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Josef Schuster: „Mit einer Kippa gehe ich nicht durch Berlin-Neukölln“

Josef Schuster will im deutschen Ethikrat die jüdische Perspektive einbringen.
Josef Schuster will im deutschen Ethikrat die jüdische Perspektive einbringen.Getty Images
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Josef Schuster, Chef des Zentralrats der Juden, über gefährliche Viertel, die Entgrenzung des Sagbaren und die Frage, wo sich jüdische Ethik und Verfassung trennen.

Herr Präsident, hier in Berlin erkennt man Synagogen und andere jüdische Einrichtungen auch an kleinen Polizeihäusern und schwer bewaffneten Sicherheitskräften, die vor den Eingängen postiert sind. Vor Moscheen und Kirchen gibt es das jedenfalls meistens nicht. Ist jüdisches Leben in Deutschland noch immer nicht sicher und nicht selbstverständlich?

Josef Schuster: Jüdisches Leben ist sicher – aber unter den genannten Umständen. Der Polizeischutz sorgt seit Jahrzehnten dafür, dass Menschen ihre jüdische Gemeinde unbesorgt aufsuchen. In jüngster Zeit hat es aber nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle im Oktober 2019 Sorgen gegeben, dass der Besuch einer Synagoge nicht mehr gefahrlos möglich ist.

Woran bemerkten Sie diese Sorge ganz konkret?

In den ersten zwei, drei Wochen nach Halle war der Synagogenbesuch quer durch die Republik deutlich zurückgegangen. Die Innenminister haben dann schnell nachjustiert und den Polizeischutz optimiert, wo es nötig war. Das hat die jüdische Gemeinschaft beruhigt. Aber natürlich: Solange ein Schutz jüdischer Einrichtungen nötig ist, liegt etwas im Argen.

Und jenseits der Synagogen? Fühlen Sie sich im Alltag als Jude sicher?

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