Musikverein

Bruckner: Mehr als alle Neune

Christian Thielemann
Christian Thielemann Imago Images
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Thielemann und die Philharmoniker erweitern ihre Gesamtaufnahme der Bruckner-Symphonien um das Gesellenstück in f-Moll und die annullierte d-Moll-Symphonie.

Die Sache scheint einfach: Behandle Werke nicht wie solche zweiter Kategorie, dann klingen sie auch nicht danach. Zumindest dann nicht, wenn sich Christian Thielemann und die Wiener Philharmoniker im Zuge ihrer aktuellen Bruckner-Exerzitien mit aller Hingabe auch jenen Symphonien widmen, die außerhalb der kanonisierten neun stehen. Wobei: Längst ist bekannt, dass wir es eigentlich mit 16 verschiedenen Werken zu tun haben, rechnet man die jeweils von Bruckners eigener Hand stammenden verschiedenen Fassungen mancher Symphonien als selbstständig mit ein. Immerhin geht es da nicht bloß um kleine Änderungen, sondern manchmal um längere Passagen, gar ganze Sätze in völlig oder zumindest wesentlich anderer Gestalt.

Oder eben, genauer gezählt: Mit 18 Symphonien. Denn da gibt es ja noch die gerne so genannte „Nullte“ in d-Moll – eine irreführende Bezeichnung, weil sie eine Entstehung vor der Ersten suggeriert; in Wahrheit ist das Werk eine zurückgezogene Zweite von 1869. Ihre wiedergefundene Partitur hat der Komponist ein Jahr vor seinem Tod mit Vermerken wie „ungiltig“, „nur ein Versuch“, „ganz nichtig“ sowie der noch durchgestrichenen Ordnungszahl „0“ versehen. Trotzdem haben sich ihrer schon Dirigenten wie Barenboim, Chailly, Maazel, Mehta oder Solti angenommen – im Gegensatz zum stiefmütterlich behandelten Gesellenstück des Komponisten, der sogenannten Studiensymphonie f-Moll des 39-Jährigen: Der Symphoniker Bruckner war halt ein Spätzünder.

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