Drei Monate nach dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union wird klar: Die einstigen, langjährigen Partner trennt weit mehr als nur der Ärmelkanal. Eine Zwischenbilanz.
Als Großbritannien zu Jahresbeginn endgültig Abschied von der Europäischen Union nahm, fehlte es nicht an guten Wünschen, aber auch nicht an düsteren Warnungen. „Großbritannien verlässt die Umlaufbahn der EU und bricht auf in eine unsichere Zukunft“, titelte „Reuters“. Das neue Kräfteverhältnis schien klar: hier der Block der EU-27 mit 450 Millionen Einwohnern und einer Wirtschaftsleistung von 15,5 Billionen Euro, dort das Vereinigte Königreich mit 67 Millionen Einwohnern und einem BIP von 2,25 Billionen Euro. EU-Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen rückte die Größenverhältnisse in ihren Abschiedsworten zurecht: „Wir sind einer der Giganten.“ Drei Monate später sieht die Welt schon wieder anders aus. Eine Zwischenbilanz.
Covid-19
Großbritannien hat eine der schlechtesten Coronabilanzen der Welt und mit 127.000 Toten die höchste Todesrate in Europa. Seit Jahresbeginn aber fallen die Zahlen dramatisch: Ein drakonischer Lockdown, vor allem aber ein erfolgreiches Impfprogramm haben die Trendwende gebracht. Mehr als die Hälfte aller Briten sind heute gegen Covid-19 geschützt. Das Land sicherte sich frühzeitig und eigennützig Impfungen im großen Stil. Während EU-Gegner den Erfolg der britischen Impfstrategie als Triumph des Brexit preisen, sagte June Raine, die Chefin der nationalen Arzneimittelbehörde MHRA: „Eine EU-Mitgliedschaft hätte uns in keiner Form an unserer Strategie gehindert.“