Seit 2000 Jahren wirbt die katholische Kirche um die Nähe zu ihren Gläubigen. In der Pandemie muss sie die Kirchentüren für viele schließen und auf Abstand gehen. Wie hält eine Gemeinde beisammen, wenn man sich nicht nah sein darf?
Die Kirche hat neben den Jugendlichen Platz genommen. Vor den Stufen der Karlskirche in Wien stehen an jenem Donnerstag Kirchenbänke mit weinroten Sitzüberzügen. Darauf kann sich jeder, der will, setzen. Zum Erzählen, zum Rat holen, zum Beichten – die Seelsorger der Pfarre zur Frohen Botschaft wollen nur eines: zuhören. Der Karlsplatz ist voll an diesem Tag. Vor dem Wasserbecken tummeln sich Hunderte Jugendliche, die die Sonne genießen. Ein bisschen Leben vor dem nächsten Lockdown.
Eveline Czeschka ist Pastoralassistentin der Pfarre zur Frohen Botschaft. Auf ihrer Bank haben heute schon eine 20-Jährige für ein Beichtgespräch Platz genommen und ein 82-Jähriger, der sich zum Plaudern hingesetzt hat. Andere Leute schauen nur neugierig. „Die Leute sind es ja nicht gewöhnt, dass die katholische Kirche auf die Straße geht, anstatt zu warten, dass die Menschen kommen“, sagt sie.